Der spektakuläre Rundwanderweg um die riesige Caldeira Sete Cidados auf São Miguel (Azoren)

Gemütlich am Kraterrand entlang wandern, fantastische Ausblicke auf den grünen und blauen Kratersee genießen und schließlich hinab klettern in das unwahrscheinliche Dorf inmitten der imposanten Caldeira

Unsere erste große Wanderung mit Kind absolvieren wir auf der schönen Azoren-Insel São Miguel. Weit im Nordwesten derselben befindet sich die riesige Caldeira Sete Cidades, die auf drei intensive Eruptionen beginnend vor 36.000 und endend vor 16.000 Jahren zurück geht. 

Seitdem war dieser Vulkankomplex einer der aktivsten der Azoren und ist zuletzt im 15. Jahrhundert durch einen heftigen Ausbruch aufgefallen. Dabei wurde ein Großteil des Vulkans Caldeira Seca weggesprengt. Die gerade von den Portugiesen entdeckte, unbewohnte Insel wurde um 1444 bei einem erneuten Besuch als völlig verändert beschrieben, überall im nordwestlichen Bereich der Insel lagen nun Bimstein und Baumstämme herum und die ersten Siedler klagten über zahlreiche Erdbeben. 

Möglicherweise waren diese imposanten Naturschauspiele die Grundlage der umfangreichen Legendenbildung auf São Miguel. So wurden die mythischen 7 Städte von Atlantis in der Caldeira lokalisiert und gaben ihr schließlich ihren Namen. Auch zur Farbe der beiden Seen gibt es eine kleine Legende, die auf die unerlaubte Liebe zwischen einer Prinzessin mit blauen Augen und einem Hirten mit grünen Augen verweist. Als die beiden sich zum letzten Mal sehen, weinen sie so viel, dass aus ihren ebenfalls unterschiedlich farbigen Tränen die beiden Seen entstehen. 

Der kleine Ort Sete Cidades liegt heute friedlich am Ufer der Lagoa Azul. Die Rundwanderung, die wir uns vorgenommen haben, findet jedoch zum größten Teil oben auf dem Rand der Caldeira statt. 

Wir haben uns schon vorab für die Hälfte der Umrundung entschieden und uns mit dem Taxi oben an den Kraterrand bringen lassen. Direkt neben der Muro das Nove Janelas, die hier schon seit fast 200 Jahren Wind und Wetter trotzt und inzwischen auf idyllische Weise von der Natur zurück erobert wurde, laufen wir ganz entspannt durch einen schönen Märchenwald in Richtung Kraterrand. Unsere einjährige Lia schlummert in ihrer Babytrage vor sich hin und ahnt noch nichts von dem großen Abenteuer, was sich die übermütigen Eltern heute vorgenommen haben.

Wir klettern inzwischen den Betonweg zum Aussichtspunkt Pico da Cruz hinauf und genießen oben angekommen den fantastischen Ausblick auf die gewaltige Caldeira, die Lagoa Azul, mehrere Vulkankegel und das kleine Dörflein. Wir sind überwältigt und zugleich alarmiert, denn der Weg dorthin scheint von hier oben endlos weit.

Nun setzen wir unsere Wanderung in einem gemütlicher Hohlweg fort, immer direkt unterhalb des Kraterrandes. Hier solltet Ihr achtgeben, dass Eure Kinder nicht zur linken Seite hochklettern, denn die Abhänge sind bis zu 300 Meter tief. Sie sind allerdings mit hübschen Pflanzen und allerlei Wiesenblumen geschmückt und  bieten einen schönen Kontrast zu dem dramatischen Hintergrund.

Als unser Lia endlich aus ihren Träumen erwacht, sind wir schon ein gutes Stück voran gekommen. Daher nehmen wir uns nun Zeit, in ihrem Tempo gemächlich weiter zu spazieren. Etwas später pausieren wir neben einer neugierigen Gruppe wiederkäuender Kühe, die anscheinend Lust haben, mit uns unser Picknick und ihre saftigen Kräuter der Weide zu teilen. Gar nicht so weit hinter ihnen sehen wir den endlosen Ozean.

Nachdem unsere Tochter das mitgebrachte Süppchen genüsslich verspeist hat, und die Eltern des auf der Wiese Spielens müde geworden sind, geht es weiter auf dem schönen, aber doch langen Weg um die Caldeira. Immerhin wird es jetzt zunehmend sonniger und die Wanderung hat hier oben durchaus Spaziergangscharakter. 

Als der Weg sich endlich deutlich in Richtung Sete Cidades hinab windet, sitzt unser Töchterchen schon wieder in ihrer Babytrage. Ob es nun der Tatsache geschuldet ist, dass die imposanten Ausblicke über die Caldeira jetzt fehlen, oder der Nachmittag schon sehr weit voran geschritten ist, fällt sie recht bald in einen tiefen Schlaf, der erst beendet ist, als wir die ersten Häuser des Dorfes Sete Cidades endlich erreichen und ein Hund uns freudig mit seinem Gebell begrüßt. Wir sind zu diesem Zeitpunkt etwa 7 Stunden gelaufen und tatsächlich schon einigermaßen erschöpft.

Daher machen wir nur noch einen kleinen Spaziergang durch das hübsche Dorf, dass sich friedlich in diesem geologischen Feuertopf niedergelassen hat und fahren dann über den Kraterrand weiter zum nahen Praia dos Mosteiros, wo wir ganz entspannt den schönen Tag ausklingen lassen. Auch hier macht sich übrigens der Vulkankomplex Sete Cidades noch einmal bemerkbar, denn der Strand ist schwarz und das Wasser wird von unterseeischen heißen Quellen zum Teil bis auf 24 Grad gewärmt. In der Nähe findet Ihr übrigens auch ein paar sehr schöne Naturschwimmbecken.

GPS Parkplatz im Dorf Sete Cidades:
(Zum Beispiel in den Straßen nahe der Kirche)
37.86244207587565, -25.797016898165275

GPS Beginn der Wanderung:
An der Muro das Nove Janelas
37.83385431621155, -25.7519072405902
Es gibt auch einen kleinen Parkplatz, kurz zuvor an der Straße.

Restaurants:
Es gibt ein paar Restaurants im Dorf, allerdings sind diese oft durch die Touristengruppen überfüllt. Wir empfehlen, ein Picknick mit auf die Wanderung zu nehmen, da der Weg zum Dorf ohnehin sehr lang ist.

Mitbringen:
Sonnencreme, gute Wanderschuhe, Picknick und ausreichend Wasser, Babytrage für kleinere Kinder, warme Kleidung für kalte Winde. Oben auf dem Rand der Caldeira ist es häufig recht kühl und nicht selten ist diese komplett in Wolken gehüllt.

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3 Comment

Marie Schade 26. Oktober 2021 - 7:50

Ein interessanter Beitrag mit schönen Fotos und der Beweis, dass man auch mit kleinen Kindern viel Interessantes sehen kann.

Sabine von Ferngeweht 25. Oktober 2021 - 21:53

Auf den Azoren war ich Mitte der 90er-Jahre das letzte Mal. Die Caldera habe ich damals auch besucht. Auf die Azoren möchte ich auf jeden Fall noch mal reisen.

Jens 25. Oktober 2021 - 22:03

Oh ja, liebe Sabine, ich will auch möglichst bald nochmal dort hin. Der Herbst ist dafür übrigens nicht die schlechteste Zeit. Wir waren einmal in den Herbstferien dort und das Inselleben ist dann viel entspannter als im Juli. Das Wetter ist natürlich deutlich regenreicher, als im Sommer, aber mit etwas Glück hat man auch noch ein paar herrliche Spätsommertage dort. Und jede Insel hat ihren ganz eigenen Charme. Warst Du auch noch auf einer der anderen Inseln?

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