Der zauberhafte Palácio dos Marqueses de Fronteira in Lissabon

Märchenhafter Spaziergang durch einen verwunschenen Schlossgarten

Zwischen Benfica und den grünen Hängen des Monsanto versteckt sich hinter hohen Mauern und durch ein schmiedeeisernes Tor von der Gegenwart vollständig abgeschnitten, ein magischer Garten im italienischen Stil. Der hübsche Palácio dos Marqueses de Fronteira wurde 1675 fertig gestellt und gehört zu den wenigen Palästen Lissabons, die das verheerende Erdbeben von 1755 fast unbeschadet überstanden haben, während der Königspalast mit seiner wertvollen Bibliothek vom Erdbeben, dem Tsunami und dem Großbrand völlig zerstört wurde, und der zufällig mit seinen Töchtern für einen Ausflug in die Natur abwesende König José I. aus Angst vor weiteren Beben den Rest seines Lebens in einer Zeltstadt oberhalb Belems verbringen sollte. Also gewissermaßen in einem feudalen Glamping-Abenteuer. 

Leider ist es bis heute nicht ganz einfach, in den Garten zu gelangen, da der Palast noch von Mitgliedern der Familie Mascarenhas bewohnt wird und nur zeitweise für Besucher geöffnet wird. Diese Schwierigkeit hat aber auch den Vorteil, dass man den Park dann mit nur wenigen anderen Flaneuren teilen muss und sich nur noch besser in diese längst vergangene Zeit hinein versetzen kann.

Entlang niedriger geometrischer Musterhecken und an Skulpturen vorbei gelangt man immer wieder zu hübschen kachelverzierten Mauern mit märchenhaften Motiven aus den vergangenen Jahrhunderten. Neben Alltagsszenen des Landlebens, der Fischerei und der Jagd, sowie Hofgesellschaften, kann man viele einheimische und exotische Tiere entdecken, auch mythische Wesen, wie Nixen und andere Meereswesen, Planeten, Tierkreiszeichen, allegorische Darstellungen und vieles mehr.

Die aus Portugal, Spanien und den Niederlanden stammenden Fliesen eröffnen den Kindern, wie auch ihren neugierigen Eltern herrliche Bilderwelten aus einer Zeit, die wir sonst eher nur aus Geschichtsbüchern kennen. Kaum verwunderlich auch, dass hier im Palast Anfang des 19. Jahrhunderts die bedeutendsten literarischen Salons Portugals unter der Leitung der schillernden Alcipe, der Marquessa de Alorna veranstaltet wurden.

Eine ebenfalls reich mit Azulejos verzierte Brunnenanlage verführt auch unsere Kinder zu einer ausführlichen Besichtigung derselben. Die Familienmitglieder der Mascarenhas werden hier ausführlich dargestellt und über die Treppe gelangt man nach oben in die Galerie der Könige, in der alle portugiesischen Könige bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts mit einer Marmorbüste ausgestellt sind. Doch Vorsicht vor dem schwarzen Schwan, der die alten Königsbüsten bewacht, denn er überlässt sie keineswegs kampflos einer Besichtigung durch das gemeine Volk!

Schutz bietet die kleine Grotte rechts neben der Brunnenanlage. Dieses verspielte und sehr beliebte Gartenmotiv wurde hier in eine alte, kühle Kapelle hineingebaut, dem ältesten Gebäude des Anwesens.

Wenn der Schwan sich dann endlich anderen Eindringlingen zuwendet, oder die kleinen EntdeckerInnen wieder etwas Mut gefasst haben, kann der Spaziergang durch zwei weitere, großzügig angelegte Gärten fortgesetzt werden. Für die Kleinen sehr zu empfehlen ist übrigens der Besuch der kleinen Palasttoilette, und nicht nur, weil sonst weit und breit keine andere Möglichkeit besteht.

Und wer dann noch Lust hat, kann entweder durch den links neben dem Palast befindlichen ruhigen Stadteil Calhau, der bis zur Nelkenrevolution eigentlich eher eine Art Slum war, dann aber durch kleine, gemütliche Häuser ersetzt wurde, in 10 Minuten gemütlich zum Parque do Calhau hinauf spazieren, wo man wunderbar picknicken und den Sommerabend genießen kann, oder aber rechts der Straße folgend weiter wandern zum Waldspielplatz Parque Recreativo do Alto da Serafina.

Info:
Palácio dos Marqueses de Fronteira
Largo São Domingos de Benfica 01, Lisboa

GPS: 38.740345, -9.180510

Anfahrt: Mit dem Bus Nummer 770 von Sete Rios.

Der Palast ist nur selten geöffnet. Besser vorher erkundigen.

Gartenbesichtigung:
Montag – Freitag: 10:30 – 17:00 Uhr
Samstags: 10:30 – 16:00 Uhr
Letzter Eintritt jeweils eine halbe Stunde vor Schließzeit.
Sonntags und an Feiertagen geschlossen.

Eintritt: 7 €
Audio-Gartenführer: 3 €

Webseite:
www.fronteira-alorna.pt

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2 Comment

Netreisetagebuch 15. Oktober 2021 - 13:27

Hallo Jens,
ich liebe Lissabon, es ist so eine bezaubernde und wundervolle Stadt. Da wundert es mich auch nicht, dass es in der Umgebung so einen schönen Palácio gibt.
Hätten wir das mal bei unserem letzten Lissabon-Trip gewusst. Aber das war sicherlich nicht das letzte Mal. Vielen Dank für den guten Tipp.
Liebe Grüße
Annette

Jens 15. Oktober 2021 - 19:02

Hallo Annette,
Danke für Deinen Kommentar. Ich mag Lissabon auch sehr gerne. Aber da wir mitten in der Stadt wohnen, zieht es mich doch immer hinaus aus dem Stadtzentrum. Und um den Palácio dos Marqueses de Fronteira gibt es eine Menge Natur und einige skurrile Orte zu entdecken. Die relativ drastischen Reisebeschränkungen während der Corona-Quarantäne haben uns oft – wenn überhaupt – dann nur bis genau dorthin zu reisen erlaubt und daher waren wir in den letzten beiden Jahren sehr oft in der schönen Umgebung des Palastes. Nur ein paar Minuten entfernt gibt es eine recht bergige Landschaft mit einer steilen Felswand, wo einstmals die Steine für Lissabon abgebaut wurden, überall herrliche Nadelbäume, so dass ich mich oft im Harz fühlte. Ein paar Meter weiter findet sich eine alte Restaurant-Ruine, von der aus Lissabon auf unwirkliche Weise tief unten erscheint und die von Street-Art-Künstlern mit hübschen Kunstwerken ausgestattet wurde. Drumherum sehr viel Wald und kleine Wanderwege.
Also ja, beim nächsten Mal gibt es für Euch hier nochmal ganz anderes zu entdecken!
Herzliche Grüße,
Jens

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