Die Porta do Mezio, Eingangstor zum wunderschönen Peneda-Gerês Nationalpark

In kühle Felstümpel springen, mit Ponys und Kühen wandern und in die Wolken schaukeln

Uns verschlug es in diesem durch Covid gezeichneten Sommerurlaub eher zufällig zur Porta do Mezio. Wir hatten einen herrlichen Tag auf dem nahen Ecovia do Vez verbracht, hatten im Fluss gebadet und waren dem wunderbaren Wanderweg gefolgt, bis wir abends in Eile nach einem Campingplatz suchen mussten. Der Parque de Campismo da Travanca lag nicht nur in der Nähe, sondern lockte uns auch mit der Aussicht, nahe dem Nationalpark in einem hübschen Wald zu übernachten. 

Als wir die Porta do Mezio am späten Abend erreichen, werden unsere Erwartungen sogar noch übertroffen. Wir sehen die riesige Schaukel: Baloiço do Mezio auf einem Bergrücken im Sonnenuntergang, fahren dann an etlichen freilaufenden Rindern vorbei und erspähen sogar noch ein paar wilde Ponys in den Wäldern. Der freundliche Rinderhirte weist uns schließlich den Weg zum recht hoch gelegenen Campingplatz. Hier empfängt uns der nicht weniger aufmerksame Verwalter des Platzes, führt uns durch die Dunkelheit zu einem einsamen Platz mit Blick über die Berge und Täler der Umgebung. Über uns ein beeindruckender Sternenhimmel. Hunderte Zikaden musizieren ihren Sommernachtstraum dazu. 

Am nächsten Tag erfahren wir, dass in unmittelbarer Nähe die Lagoas da Travanca auf unseren Besuch warten. Über einige Holzstegwege kann man ganz bequem zu einem kleinen Fluss hinunter spazieren, der mehrere kleine, sehr idyllische Wasserbecken bildet und dann einige Wasserfälle flussabwärts den größten Tümpel mit frischem Wasser versorgt. Unsere Kinder klettern in aller Eile in das angenehm erfrischende Wasser, spielen dann stundenlang am Ufer mit Steinen und Hölzern. Wir sehen kleine Eidechsen, die flink an den Felsen hinaufklettern und einmal sogar eine für europäische Verhältnisse recht große Perleidechse.

Immer wieder finden sich neue Urlauber, zumeist Familien ein und springen in das wunderbar erfrischende Wasser, schwimmen kurz durch den kleinen Bergsee, um sich dann in der Sonne wieder aufzuwärmen. Es ist August, ganz Portugal macht Urlaub, aber trotzdem wird es nie wirklich voll hier.

Auf unserer weiteren Wanderung treffen wir wieder auf einige beeindruckende Cachena-Rinder und sehen weit oben am Berghang eine kleine Gruppe wilder Garrano-Ponys. Als Großstadtbewohner fühlen wir uns beim Anblick dieser großen freilaufenden Tiere beinahe so überwältigt, wie auf einer Safari durch einen der großen südafrikanischen Nationalparks.

Zur Baloiço do Mezio spazieren wir mit gemischten Gefühlen, denn die Schaukel im nicht weit entfernten Vila Nova de Cerveira entpuppte sich, als wir sie auf dem Berg erreichten, als reines Fotomotiv ohne Funktion, aber trotzdem mit einer stundenlangen Wartezeit. Die Baloiço do Mezio befindet sich auf einem etwa 900 Meter hohen Bergrücken mit einem herrlichen Rundblick über das Soajo Gebirge und bis weit in die Bergwelt des Peneda-Gerês Nationalparks.

Als wir um die Mittagszeit dort ankommen, sind nur wenige andere Besucher dort. Und während wir den tatsächlich schaukelnden Kindern und Liebespaaren zuschauen, bauen unsere eigenen Kinder ihre Steintürme auf dem Hochplateau. Dass es von diesen recht viele gibt, lässt darauf schließen, dass auch hier bei der Baloiço do Mezio oft lange gewartet wird. Als wir selbst an der Reihe sind, genießen wir das weite Schwingen der über 7 Meter hohen Schaukel. Natürlich sehe ich Laura wie die Trickfilm-Heidi aus meiner Kindheit weit über die Wolken schaukeln und genieße anschließend auch selbst die seltene Gelegenheit mal eine wirklich riesige Schaukel ausprobieren zu können.

Unterhalb der Schaukel finden wir dann auch prompt eine kleine wilde Herde der typischen Garrano-Ponys, allerdings gemischt mit Nachfahren freigelassener Hausponys. Die Garrano-Ponys leben schon seit mindestens 20.000 Jahren in dieser Region, sind also eine uralte Pferderasse, welche sich perfekt an die Berge angepasst hat und auch dem noch vorhanden iberischen Wolf recht klug trotzen kann. Als wir sie aus geringer Entfernung bewundern, verstehen wir noch nicht deren merkwürdige Aufstellung innerhalb der Herde. Die Köpfe sind alle ins Zentrum der Herde gerichtet und die Hinterteile nach außen an die Peripherie. 

Etwas später im Informationszentrum und Abenteuerpark Porta do Mezio finden wir dann in einer kleinen Ausstellung über die Garranos die Erklärung für dieses Verhalten. Es dient der Herde zum Schutz vor Feinden. Im Zentrum des Kreises können die Fohlen geschützt werden, während ein Hengst an der Peripherie galoppierend versucht, Wölfe oder andere Feinde zu attackieren und zu verjagen.

Unsere ältere Tochter Lia stürzt sich im Abenteuerpark begeistert auf den Baum-Kletterparcours, während sich Laura, die noch nicht alt genug dafür ist, ein Tretauto leiht und nicht weniger glücklich damit herumdüst. Es gibt auch ein gut besuchtes Schwimmbad, ein Minibergdorf, eine spezielle Aussichtsplattform, eine Landgeräte-Ausstellung, sowie vor dem Eingang des Parks das Megalithgrab Anta do Mezio. Lauter kleine, eher unbedeutende Attraktionen. Unsere Kindern hat der Besuch hier aber doch viel Freude bereitet und wir konnten uns entspannen und einige Wissenslücken vervollständigen.

Fast ein wenig melancholisch verlassen wir dann am späten Nachmittag diese schöne Gegend und machen uns durch den Nationalpark auf in Richtung Peneda. Eine schmale Straße führt kurvenreich in dünn besiedelte Bergtäler. Kühe und Ponys sehen wir oft am Straßenrand, manchmal müssen wir auch warten, bis die Rinder uns durchlassen. Irgendwann kommt das Kloster Santuario de Nossa Senhora da Peneda weit oben in einem Tal ins Blickfeld. Wir sind maßlos überwältigt von dem Anblick. Der häufige Vergleich mit den Lhasa-Klöstern in Tibet erscheint plötzlich nicht mehr ganz so aus der Luft gegriffen.

Informationszentrum und Abenteuerpark Porta do Mezio
GPS: 41.885614, -8.314007

Öffnungszeiten:
April – Juni, September: 9:30 – 18:00
Juli – August: 9:30 – 20:00
Oktober – März: 9:30 – 17:00

Webseite: portadomezio.pt
Facebook: facebook.com/portadomezio/


Campingplatz Parque de Campismo da Travanca
GPS: 41.901585, -8.314566
Facebook: facebook.com/parquedecampismodatravanca/


Lagoas da Travanca
GPS: 41.902740, -8.314366
Mitbringen: Für alle Flussstrände sind Wasserschuhe sehr sinnvoll, denn nur mit diesen kann man relativ schmerzfrei und gefahrenlos auf den Felsen oder Kieselsteinen herumlaufen.


Baloiço do Mezio
GPS: 41.895682, -8.318690


Einkehr:
Das Restaurant vom Abenteuerpark soll sehr gut sein, war allerdings 2020 wegen Covid 19 geschlossen.
Ein kleiner fahrbarer Imbiss bereitet leckere Sandwiches und Burger direkt neben dem Parkplatz.
Es sind auch gemütliche Picknickplätze vorhanden, sowie ein Grill.

Dieser überraschend einfache Wetterbericht benötigt nicht einmal einen Frosch zum Verständnis der aktuellen Klimaverhältnisse:

BeobachtungWettersituation
Der Stein ist feuchtRegen
Der Stein ist trockenKeine Niederschläge
Der Stein wirft einen Schatten
auf den Boden
Sonnenschein
Der Stein ist oben weißEs schneit
Der Stein ist nicht zu sehenNebel
Der Stein schaukeltSchwacher Wind
Der Stein hüpftStarker Wind
Kein Stein mehr vorhandenTornado

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4 Comment

Marie Schade 9. November 2021 - 21:03

Lieber Jens,
was für eine wunderschöne Gegend, es lohnt sich offensichtlich sehr, dort einmal hinzufahren. Wir kennen bisher “nur” die Küste von der spanischen Grenze bis nach Porto, weiter sind wir dort nicht gekommen, obwohl wir Portugal sehr lieben und auch Freunde dort haben. Eure Kinder haben großes Glück, in solch einem schönen Land weitgehend aufzuwachsen und Eltern zu haben, die sich so liebevoll um sie kümmern.
Herzliche Grüße, Marie

Jens 9. November 2021 - 22:07

Danke, Dir liebe Marie! Das Hinterland von Portugal, besonders die Berge sind absolut sehenswert, was mir allerdings selbst auch erst nach ein paar Jahren klar geworden ist. Und ja, ich frage mich auch manchmal, ob es für meine Töchter Glück ist, hier im sonnigen Portugal aufzuwachsen und nicht im so wechselhaften Deutschland. Die beiden sehnen sich allerdings nach deutlicheren Jahreszeitunterschieden, wünschen sich vor allem Schnee, den wir tatsächlich nur alle paar Jahre mal sehen. Ich denke, so wichtig ist der Ort dann vielleicht doch nicht, aber mir persönlich bereitet die viele Sonne hier schon fühlbar mehr gute Laune, als die vielen grauen Tage, die ich im langen Winter von Berlin durchzustehen hatte.

Barbara / Reisepsycho 8. November 2021 - 22:11

Wow, die Gegend sieht ja wirklich herrlich aus! Ich bin ja großer Portugalfan, aber so weit hoch in den Norden hab ich es noch nie geschafft. Das kann ich hoffentlich bald ändern. LG Barbara

Jens 8. November 2021 - 22:29

Ja, der Norden ist tatsächlich eine sehr schöne Gegend. Wir waren vor ein paar Tagen ein weiteres mal dort, allerdings noch etwas östlicher in der Nähe von Chaves und wir haben uns nicht satt sehen können an den vielen Bergen, Plateaus, alten Dörfern, hübschen Städten. Ein Ausflug vom schroffen Ozean weg und hinauf in die Berge lohnt sich auf jeden Fall. Ich hoffe, Du wirst bald Gelegenheit dazu haben!

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