Der Praia do Rei an der Costa da Caparica nahe Lissabon

Mit einer alten Strandeisenbahn anreisen, surfen, Sandburgen bauen, Muscheln sammeln und ganz entspannt das bunte Treiben beobachten

Wir leben im Stadtzentrum von Lissabon und wann immer wir können, fahren wir mit unseren Kindern zu den Stränden der Costa da Caparica. Von unserer Wohnung im Stadtzentrum sind wir mit dem Auto in 20 Minuten dort, wenn gerade keine Rushhour ist. Das Nadelöhr für die Hin- und Rückfahrt ist die riesige Brücke Ponte 25 de Abril, mit der sich der frühere Diktator Salazar eigentlich ein Denkmal setzen wollte, die aber dann bereits nach 8 Jahren mit der Nelkenrevolution umbenannt wurde. Sobald wir in schwindelerregenden 70 Metern Höhe über den gewaltigen Tejo fahren, erhaschen wir dann auch direkt einen ersten Blick auf den weiten Atlantik.

Costa da Caparica selbst ist leider keine sehr hübsche Stadt, wir sind froh, wenn wir sie nach ein paar Minuten durchquert haben und die kleine alte Landstraße in Richtung Süden nehmen können. Diese wirkt auf mich, wie eine Straße weitab von Europa, vor allem in warmen Sommernächten. Wir fahren meist bis zu dem Abzweig, der zum Praia do Rei Strand führt, kurz bevor die Straße über die uralte, imposante Steilküste Arriba Fóssil ins Hinterland abbiegt.

Am Praia do Rei gibt es einen großen Parkplatz, der zwar im Sommer kostenpflichtig ist, dafür steht man dann aber nicht stundenlang im Stau, wie das an anderen Stränden häufig der Fall ist. Außerdem behagt mir der Gedanke, dass wir hier mehr als 10 Kilometer von der Tejo-Mündung entfernt sind und somit in vergleichsweise sauberem Wasser baden können. Der Tejo fließt ja bekanntlich durch halb Spanien und Portugal und sein Wasser wird auch zur Kühlung von veralteten spanischen Atomkraftwerken genutzt. Trotzdem sieht man im Mündungsgebiet des Tejo immer häufiger Delfine, was wohl für eine allgemein bessere Wasserqualität spricht.

Aber zurück zum Praia do Rei: Den erreicht Ihr in wenigen Schritten, die Ihr über die Gleise der niedlichen Strandeisenbahn Transpraia nehmen müsst, dann an einem typischen Strandrestaurant vorbei, in dem eine gute traditionelle Küche angeboten wird und schon steht Ihr im herrlich weichen Strandsand. In beide Richtungen endloser Strand. Im Sommer ist es hier durchaus voll, aber uns stört das eigentlich kaum, denn schon nach ein paar Metern findet sich immer ein Platz für uns vier.

Der Strand selbst wird von Bademeistern bewacht und tagsüber könnt Ihr an der Farbe der Flagge erkennen, ob ihr im Meer schwimmen könnt (grün), oder nicht (rot). Wenn der Wind schöne Wellen an den Strand treibt (gelbe Flagge), ist das kühle Wasser im allgemeinen wärmer und die Badenden lieben es, sich in die Brandung zu werfen. Aber für Kinder kann es dann schon etwas gefährlich werden.

In den Sommermonaten kommen immer wieder laut rufende Verkäufer vorbei, die frische Berliner (also Pfannkuchen) mit einer eireichen Puddingcreme, einer Schokoladencreme oder ohne Füllung anpreisen: “Olhá Bolinha”. Diese sind übrigens in allen drei Varianten bedeutend schmackhafter, als die original Berliner Pfannkuchen meiner zweiten Wahlheimat.

Am Nachmittag leert sich der Strand recht schnell und für mich beginnen dann die schönsten Stunden. Die Hitze lässt nach, die goldene Stunde kündigt sich durch ihr warmes Licht an. Irgendwann kommen die Möwen herab und bilden riesige Versammlungen. Bis am Horizont die Fischerboote auftauchen und sowohl einen Teil der verbliebenen Badegäste, als auch die meisten der Möwen magisch anziehen. Sobald dann die Sonne untergegangen ist, wird es kühl. Wer jetzt direkt nach Hause fährt, darf sich auf einen schönen Rückstau an der Tejo-Brücke freuen – wir bleiben daher meist zum Abendessen und fahren erst dann satt, müde und glücklich durch die laue Nacht zurück nach Lissabon.

Parkplatz: 38.60703054946998, -9.209936784064805

Restaurant:
Praia do Rei
(Gutes Fischrestaurant, für Vegetarier eher ungeeignet, im Notfall gibt es hier Suppe und Beilagen)
goo.gl/maps/Gw8dTvvDmqGPjqyV6

Anfahrt:
Am einfachsten mit dem Auto. Sonst mit dem Bus (Transportes Sul do Tejo) vom Busbahnhof Sete Rios bis zur Stadt Costa da Caparica und dann mit der Strandeisenbahn soweit Ihr Lust habt.

Strandeisenbahn Transpraia:
Die Fahrt mit dem Minicomboio da Caparica ist zwar recht teuer, aber ganz sicher ein besonderes Abenteuer vor allem für jüngere Kinder.
Abfahrt: 38.633808964314724, -9.230656908919313
Halbstündige Fahrt bis zur Endstation kostet ca. 8 Euro (Hin- und Zurück) für Erwachsene
(Kinder fahren zum halben Preis)
Webseite: transpraia.pt
1. Juni – 30. September zwischen 9:00 und 20:00 Uhr etwa jede halbe Stunde.
Haltestation: Praia do Rei, Paragem 13

Gezeitentabelle für die Umgebung vom Praia do Rei:
de.windfinder.com/tide/costa_da_caparica

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