Mit kleinen Booten über den Tejo auf eine Insel schippern, und dann den Felsen hinauf auf eine bezaubernde alte Burg klettern
Nur knapp anderthalb Stunden von Lissabon entfernt, den Tejo flussaufwärts thront hoch auf einem Felsen mitten im Fluss eine imposante Burg, das Castelo de Almourol. Wahrscheinlich auf römischen Fundamenten, die vermutlich aus dem 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung stammen, bauten verschiedene Völker in den folgenden Jahrhunderten befestigte Anlagen, zuerst die Alanen, dann die Westgoten und schließlich die Muslime.
Erst 1129 wurde die Festung von den portugiesischen Truppen erobert und den in Tomar ansässigen Tempelrittern übergeben. Diese bauten die Festung so aus, wie Ihr sie heute noch bestaunen könnt, mit hohen Mauern, die durch zusätzliche Rundtürme verstärkt wurden und kleinen rechteckigen Räumen, die im Wohnturm untergebracht sind.
Durch das große Erdbeben von 1755 beschädigt, wurde die Festung schließlich aufgegeben und erst im 19. Jahrhundert nach den damaligen romantischen Idealvorstellungen rekonstruiert. Unter anderem wurden die Mauern nun mit einem zinnenbewehrten Wehrgang versehen. Die Burg wurde schließlich der portugiesischen Armee übergeben, der sie bis heute gehört. In den 1940er und 1950er Jahren wurde sie so ausgebaut, dass der Estado Novo sie für einige repräsentative Staatsempfänge nutzen konnte.
Inzwischen könnt Ihr sie recht kurzweilig besuchen, denn vom Parkplatz geht es mit einem Boot über den Tejo zur Rückseite der Insel. Auf dem Weg dorthin werdet Ihr vielleicht einige größere erstaunlich hoch springende Fische erspähen. Die malerische Burg wird Euch aber trotzdem immer wieder in ihren Bann ziehen.
An der Landungsbrücke angekommen, geht es nun am schilfgesäumten Ufer entlang bis zu einer Plattform von der Ihr dann bequem die Insel erkunden könnt. Zuerst wirkt dieser Bereich wie ein angelegter Park mit großen Bäumen und einem Betonweg, später führen einige Stufen durch einen kleinen Wald voller Feigenkakteen bis vor die imposanten hellbraunen Mauern. Sobald Ihr durch das Tor eingetreten seid, befindet Ihr Euch in einem der beiden Burghöfe, in dem es einige Grabsteine zu sehen gibt, außerdem diverse Gebäudereste und die Überreste eines Brunnens.
Ein weiteres Tor führt hinauf in den zweiten Burghof, in dem dann auch der rechteckige Wohnturm steht. Hier findet Ihr einige Informationen über die Burg, unter anderem auch über verschiedene Legenden, die sich um diesen Ort ranken und wenn Ihr ganz nach oben hinauf klettert, werdet Ihr auf dem Dach einen wunderbaren Ausblick auf das Tejo-Tal haben. Achtet hier jedoch auf Eure Kinder, denn die Mauern oben sind, wie oft in Portugal ungesichert und unternehmungsfreudige Kinder können hier durchaus abstürzen.
Auch die begehbaren Mauern sind ungesichert und dadurch durchaus gefährlich. Trotzdem lohnt es sich, die Treppe hinauf zu klettern und durch einen schmalen Wehrgang bis zur vorderen Spitze der Burg zu laufen.
Von hier oben könnt Ihr sowohl die gemütliche Bar do Castelo oberhalb des größeren Parkplatz an der Bootsanlegestelle erspähen, als auch einen kleinen Holzstegweg, der an den Bahngleisen und auch an der Ruine einer alten Klosterkirche (Nossa Senhora do Loreto de Tancos) entlang führt.
Ein paar Kilometer stromaufwärts, an der Mündung des Rio Zezere befindet sich übrigens das sehr sehenswerte, ausgesprochen gemütliche Städtchen Constância, in das der berühmteste Nationaldichter Portugals Luís de Camões verbannt wurde, weil er sich seinerzeit in eine Hofdame der Königin verliebt hatte.
Stromabwärts befindet sich die Stadt Vila Nova da Barquinha mit dem sehr sehenswerten, zeitgenössischen Skulpturenpark Almourol, der ein Dutzend interaktiver Skulpturen von namhaften portugiesischen Künstlern ausstellt, unter anderem auch von der international bekannten Joana Vasconcelos. Dieser weitläufige Park direkt am Tejo verfügt auch über mehrere schöne Spielplätze und einen kostenlosen aber durchaus empfehlenswerten Wohnmobilstellplatz. Von hier aus könnt Ihr übrigens auch knapp zweistündige Bootstouren zum Castelo de Almourol buchen.
Parkplatz (auch für Wohnmobile geeignet):
GPS: 39.46281297863134, -8.38310015945333
Öffnungszeiten der Burg
Winter: ca. 10:00-17:30 Uhr
Sommer: ca. 9:00-19:30 Uhr
Allerdings wird der Bootsbetrieb oft schon früher eingestellt, daher empfehlen wir Euch, die Burg ein paar Stunden vor der Schließzeit zu besuchen. Außerdem legen die Boote auch während der Mittagszeit nicht ab.
Eintrittspreis
4 € pro Person, kleinere Kinder kostenfrei
Einkehrmöglichkeit
Bar Do Castelo
Akzeptable Gerichte mit schönem Blick
Facebook: facebook.com/Bar-do-Castelo-682230265147951
Skulpturen Park
Parque de Escultura Contemporânea Almourol
GPS: 39.457950, -8.430701
Wohnmobilstellplätze in der Nähe:
Vila Nova da Barquinha
GPS: 39.45588591166083, -8.433565393860054
Constância
GPS: 39.476694630263076, -8.343638911318948
7 Kommentare
Lieber Jens,
vielen Dank für diesen Geheimtipp. Der kommt gleich auf die Liste für Reiseplanungen.
Liebe Grüße
Kathleen
Hi Jens, eure “Entdeckung” sieht ja wirklich richtig magisch aus – das kommt direkt auf meine Liste!
Viele Grüße, Julita
Ja, Julita, wenn es auch kein Geheimtipp ist, so ist es zweifellos ein magischer Ort, der vor allem von portugiesischen Familien besucht wird. Die romantisierende Renovierung des 19. Jahrhunderts, der viele Burgen in Portugal unterzogen wurden, bewirkt eben auch, dass die Festung auf uns so traumhaft wirkt, wie sie da oben über dem Fluss auf einem Felsen thront.
Hallo Jens,
das ist einmal wieder ein Kleinod, das der “normale” Portugalbesucher sonst nicht entdecken würde, obwohl es gar nicht weit von Lissabon entfernt ist. Vielen Dank für den Tipp. LG Marie
Liebe Marie,
das ist schon wahr. Mich hat es auch erst nach ein paar Jahren zum ersten Mal dorthin verschlagen. Dabei ist das ganze Tejo-Tal voller sehenswerter kleiner Schätze und nicht nur das viel bekanntere Tempelritter-Kloster in Tomar einen Besuch wert.
Einen herzlichen Gruß aus Lissabon,
Jens
Wow, das sieht ja super aus. Und dann noch mit dem Boot rüberschippern … das klingt herrlich.
Stimmt. Die kleine Überfahrt mit dem Boot, die ja auch eine halbe Umrundung beinhaltet, macht den Besuch noch interessanter. Eine Brücke hätte hier sicher auch gebaut werden können, aber das wäre kein Zugewinn gewesen. Wenn Du etwas mehr Zeit mitbringst, kannst Du auch eine deutlich längere Bootsfahrt von Vila Nova da Barquinha aus buchen. Die Fahrt kostet etwa 10 Euro pro Person zusätzlich, ist also noch ganz erschwinglich und sicherlich sehr angenehm.