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Über Holzstege wandern, über Trittstein-Brücken balancieren und immer wieder ins Wasser springen

Seit wir den beliebtesten Holzstegwanderweg Portugals, die Passadiços do Paiva, bewandert haben, wissen wir, wie wunderbar Trecking an einem Fluss entlang sein kann, wenn dieser über schöne Flussstrände verfügt. Inmitten grüner und blühender Natur, häufig unter schattenspendenden Bäumen lässt es sich angenehm wandern. Der Fluss selbst zwingt den Weg zu immer neuen Herausforderungen und dient der erhitzten Wandergruppe dabei jederzeit willig zur Abkühlung. Man kann allerlei Tiere beobachten und passiert nicht selten historische Baudenkmäler, wie Burgen, Brücken und Wassermühlen.

Genau so verhält es sich auch mit dem Ecovia do Vez, der uns von einer befreundeten Familie vor unserem diesjährigen Sommerurlaub ans Herz gelegt wurde. Wir befolgten den Rat, am Ponte Medieval de Vilela zu beginnen und in Richtung Sistelo zu wandern. Noch bevor wir den Fluss erreichen, passieren wir die hübsche Eco Bar do Vez, in die wir am liebsten schon unsere erste Pause verlegt hätten, so gemütlich sitzen Ausflügler und Taxifahrer dort im Schatten. Wir aber spazieren an der hübschen Brücke hinab zum Fluss und sehen auch schon den ersten sehr einladenden Flussstrand. 

Unseren Kindern haben wir Tretroller mitgebracht, so dass sie gut voran kommen und fröhlich das sehr unterschiedliche Gelände ausprobieren können. Die beiden machen daraus jedoch einen Ausritt mit wilden Pferden und versorgen diese verantwortungsbewusst so oft wie möglich mit Wasser und Gras. Es geht zumeist über einen angenehmen Weg oberhalb des Flusses, der hin und wieder durch Holzstege und Brücken aufgemuntert wird. Nur ein Stück, dass unseren Reiterinnen allerdings einiges abverlangt – denn die Pferde müssen hier getragen werden – wirkt eher wie eine alte römische Straße, die seit Jahrtausenden nicht mehr ausgebessert wurde. Und die Römer nutzten die Ufer der Vez tatsächlich als Nebenstrecke von Braga nach Monção.

Nach einer gemütlichen halben Stunde kommt der wunderschöne Flussstrand Carreira / Sá in Sicht. Eigentlich wollen wir noch nicht anhalten, aber dem Blick auf den durch ein kleines Wehr aufgestauten Fluss, auf dem sich einige Badende mit Luftmatratzen treiben lassen, die einladenden Trittstein-Brücken, die zu einer hübschen Insel führen und die Grasbüschel zwischen Wasser und Steinen können wir nicht widerstehen und genießen für eine Stunde die Gemütlichkeit und Frische.

Wir schauen Fröschen und Libellen hinterher und die Kinder werfen unentwegt kleine Stöcker (ihre Hunde) ins Wasser, die dann eilig um Trittsteine und Grasbüschel davon schwimmen und in zunehmender Panik wieder gerettet werden müssen.

Viele andere Familien scheinen hier gemütlich den ganzen Tag zu verbringen. Am anderen Ufer gibt es sogar eine einladende schattige Bar, die wir dann aber unbesucht lassen, um die Wanderung fortzusetzen. Am Weg finden sich schöne Informationstafeln zu Pflanzen und Tieren (z.B. Bachstelzen, gelbe Schafstelzen, Wasseramseln), die wir allerdings nicht zu Gesicht bekommen, sicherlich, weil an diesem Tag viele Wanderer unterwegs sind. Leider sehen wir auch keine Otter, Ringel- oder Vipernattern, Wassereidechsen oder gar Perleidechsen, die größten europäischen Echsen. Solche Beobachtungen kann man wohl nur in der Nebensaison und mit sehr ruhigen Kindern machen.

Nach einer längeren Wegstrecke erreichen wir den Poço das Caldeiras, einen tiefen Bereich des Flusses, der durch die felsigen Flussufer gebildet wird. Hier springen einige junge Frauen und Männer von den Felsen ins kühle Wasser, während ganze Familien ihnen dabei zusehen. Leider fehlt an dieser Stelle noch ein schwieriges Stück des Wanderweges, weshalb wir nun mühsam den Hang hinaufklettern und einige Straßenkilometer zurücklegen dürfen. Die kleine Straße ist glücklicherweise nur selten befahren, wird aber für Laura, mit der ihr Pferd unvermittelt durchgeht, doch zum Verhängnis, so dass es zu einem kleinen Reiterunfall kommt. Wir raten auf diesem Stück zu besonderer Vorsicht, denn die Straße überrascht mehrfach mit einem erheblichen Gefälle direkt hinter der nächsten Kurve.

Der Weg ins tibetisch anmutende Sistelo ist noch weit, die kleinen Pferde und Reiter sind müde und zerschunden, der Abend senkt sich auf das Tal und wir beschließen mit dem Taxi zum Ausgangspunkt zurück zu kehren. An der Straßenkreuzung, wo schon einige andere Familien ähnliche Überlegungen hegen, wird uns allen bewusst, dass das Mobilfunknetz nicht dafür ausreicht, eine Taxinummer zu finden, und ebenfalls kaum dazu, ein solches dann tatsächlich anzurufen. Auch kleinere Spaziergänge in die nähere Umgebung führen zu keiner Verbesserung. Nehmt also unbedingt eine Taxinummer mit auf den Weg und verlasst Euch nicht zu sehr auf Euer Smartphone!

Der Wanderweg Ecovia do Vez ist insgesamt etwa 32 km lang, beginnt in Arcos de Valdevez und führt bis hinauf nach Sistelo. Wir sind hin und hergerissen, nochmal vorbei zu kommen und eine weitere Etappe zu bewandern, oder an einem der gemütlichen Flussstrände einen ganzen Sommertag zu verbringen. Doch der Mangel an Campingplätzen in der näheren Umgebung verleitet uns dazu, zur nicht weit entfernten Porta do Mezio weiter zu fahren und so verschieben wir unsere nächste Wanderung am Rio Vez auf unseren nächsten Besuch in diesem herrlichen Teil des Minho.

Informationen zur Ecovia do Vez:
ecoviadovez.com

Startpunkt für die letzte Etappe:
Ponte Medieval de Vilela
GPS: 41.921365, -8.442321
Parkmöglichkeiten gibt es an beiden Seiten des Flusses

Eco Bar do Vez
Direkt an der Brücke
Geöffnet: 9:00 – 19:30 Uhr
(in der Nebensaison anscheinend nur am Wochenende)
www.facebook.com/EcoBardoVez/

Eine weitere Bar befindet sich direkt am Praia fluvial da Carreira / Sá
(vermutlich ebenfalls nur in der Hauptsaison geöffnet)
41.929541, -8.439767

Taxis:
Wir empfehlen unbedingt schon vorab Taxinummern aufzuschreiben, weil das Mobilfunknetz zum Teil sehr schwach oder gar nicht vorhanden ist.
Nahe Arcos de Valdevez z.B.: +351 966 492 858

Beobachtbare Tiere:
Fischotter, viele Vogelarten, Eidechsen, Wasserschlangen, Libellen, Frösche

Unterwegs:
Der Weg besteht aus gut begehbaren, unbefestigten Spazierwegen, Holzstegen und wenigen Abschnitten mit alter sehr unebener Steinbepflasterung. Ein geländetauglicher Kinderwagen kann problemlos eingesetzt werden.

Mitbringen:
Für alle Flussstrände sind Wasserschuhe sehr sinnvoll, denn nur mit diesen kann man relativ schmerzfrei und gefahrenlos auf den Felsen oder Kieselsteinen herumlaufen.

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4 Kommentare

Marie Schade 15. November 2022 at 18:47

Lieber Jens,
ich habe mir gerade Deinen interessanten Bericht mit den schönen Fotos angesehen, vielen Dank dafür. Es ist großartig, dass die Kinder auf diese fast spielerische Art Orte von Portugal kennenlernen, die sie sonst nicht sehen würden. Es gibt offensichtlich viele Orte, die zu entdecken sich wirklich lohnt.
Sicherlich gibt es unendlich viele Orte und Gegenden, die dem “Normaltouristen” nicht bekannt sind, gerade wenn Kinder dabei sind ist es wichtig, sie einzubeziehen.
Herzliche Grüße
Marie

Antworten
Jens 16. November 2022 at 9:48

Ja, liebe Marie, selbst ein so kleines Land, wie Portugal hat letztlich doch so viel zu bieten, dass wir ein ganzes Leben damit verbringen könnten, all diese Orte zu entdecken. Und ja, dadurch, dass unsere Kinder ihre ganz eigene Motivation finden konnten, hat es ihnen letztlich genau so viel Freude bereitet wie uns. Herzliche Grüße, Jens

Antworten
Miriam 9. Juli 2021 at 14:43

Lieber Jens,
Wie fantasievoll sind denn bitte deine Kinder? Das ist ja großartig mit den Hunden (Stöcken) und Pferden (Tretroller). Anfangs dachte ich, dass ich es mutig finde, dass ihr die Kids die Tretroller mitnehmen lasst – nachher müssen Eltern das ja dann doch oft zusätzlich schleppen. Aber cool, wenn das so gut geklappt hat. Und Frösche und Libellen beobachten ist ja auch ganz großartig. Tolle Tour, die mir auch gefallen würde.
Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap

Antworten
Jens 9. Juli 2021 at 15:26

Liebe Miriam,
Danke für Deinen Kommentar. Unsere Kinder lieben imaginative Spiele, daher haben sie wohl so gut durchgehalten. Und ja, die Sorge, die Tretroller tragen zu müssen, hatte ich auch, aber wie immer ist sowas ganz und gar nicht voraussehbar. Und bei dieser weiten Strecke hat sich das wirklich sehr ausgezahlt, denn so waren sie uns oft etwas voraus, statt hinterher zu trödeln. Auf den Holzstegwegen, die hier in Portugal seit ein paar Jahren sehr beliebt sind, können die beiden eigentlich immer gut mit ihren Rollern fahren.
Herzliche Grüße aus Lissabon,
Jens

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