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In eine beeindruckende Schlucht hinein wandern, Bäche in Höhlen verschwinden und wieder heraus plätschern sehen und schließlich im kühlen Flusslauf baden

Wasser ist in Portugal eigentlich fast überall im Überfluss vorhanden, eingerahmt vom Atlantik tragen Regenwolken große Mengen dieses kostbaren Gutes bis weit ins Land hinein und spülen es dann die Gebirgshänge hinab und in die großen wasserreichen Ströme, die Ihr überall im Land findet. Im Sommer allerdings, genau gesagt zwischen Mai und September regnet es meist gar nicht mehr und dann herrscht auch schonmal eine beunruhigende Wasserknappheit im ganzen Land. Und in den letzten Jahren haben klimatische Veränderungen und intensiver Landbau zusätzlich dazu beigetragen, dass das Wasser kaum je ausreichend vorhanden war.

Lissabon bekommt sein Wasser heute vor allem aus dem Stausee Castelo do Bode, und aus dem Tejo Tal. Die älteste Wasserversorgung (Aqueduto do Alviela) dieser drei noch heute genutzten Einzugsgebiete kommt aber aus den Serras de Aire e Candeeiros. Ein beeindruckendes Rohr spült das kühle und saubere Wasser 114 km nach Süden, bis es aus unserem Wasserhahn schießt. Bevor es jedoch in das Rohr hinein findet, bricht es aus einer fantastischen Karstlandschaft heraus, durch die es Schluchten und Höhlen gegraben hat, die sogenannten Olhos de Agua. 

Das Ende der Schlucht könnt Ihr mit einem Auto erreichen und dort direkt am Flussstrand parken. Ein kleiner zum Teil steiler Pfad führt links den Talhang hinauf und nach ein paar anstrengenden Steigungsminuten erreicht Ihr einige felsige Aussichtspunkte, von denen aus Ihr hinab in die Schlucht spähen könnt. Der vergleichsweise kurze Weg führt nun zu verschiedenen Karsthöhlen, die Ihr Euch zumeist aus geringer Entfernung ansehen könnt.

Der erste Zwischenstopp führt hinab in die Schlucht selbst. Leider dürft Ihr nicht ganz in den Canhão fluvio-cársico dos Amiais hinab klettern, aber die meisten Besucher tun dies auf eigene Faust trotzdem. Hier hat sich der Rio Amiais seinen Weg durch eine schmale Schlucht gebahnt. Je nach Jahreszeit und Wasserstand kann es hier mitunter gefährlich sein. Wir waren an einem trockenen Frühlingstag dort und ein gemütlicher Bach schlängelte sich durch die Schlucht.

Rechts seht Ihr dann eine große Höhle, aus der der kleine Amiais-Bach heraus plätschert, links hinter einer Mauer kann man in einen tiefen Abgrund hinein schauen. Hier solltet Ihr Eure Kinder auf keinen Fall allein entlang spazieren lassen.

Die Schlucht selbst ist dann weniger gefährlich und Ihr bekommt im schlimmsten Fall nasse Füße. Nach 20-30 Metern seht Ihr rechts eine weitere Höhle, in die Ihr auch hineinspazieren könnt. Wir sind jedoch nur ein paar Schritte hinein gegangen. Etwas weiter flußabwärts wird die Schlucht wieder unzugänglich.

Wenn Ihr genug gesehen habt, könnt Ihr umkehren und den Berg wieder hinaufklettern. Zurück auf dem Hauptweg führt dieser dann zu einer anderen Höhle, der Algar de abatimento – janela cársica, wo Ihr tatsächlich wie durch ein Fenster in den Karstberg hinein schauen könnt und den Bach durch die Höhle strömen seht. 

Noch ein paar Wanderminuten weiter erreicht Ihr schließlich eine gewaltige Höhle in die der kleine Fluss hineinströmt, den Sumidouro da Ribeira dos Amiais. Hier verlassen übrigens am Abend viele Fledermäuse ihren Schlafplatz, die unterirdischen Karsthöhlen, um auf Insektenjagd zu gehen. Auch hier könnt Ihr ein paar Schritte in die Höhle hinein spazieren, aber auch hier trefft Ihr schnell auf einen nicht ungefährlichen Abgrund.

Der markierte Weg endet hier, aber nun könnt Ihr Euch, wenn es das Wetter zulässt, nach dem kurzen Rückweg noch am Flussstrand im kühlen Flussbett des Alviela erfrischen, daneben picknicken, Euch im Centro Ciência Viva do Alviela über Karsthöhlen, Fledermäuse, Dinosaurier und andere Themen informieren, oder auf dem anscheinend nur für Zelte wirklich geeigneten Camping-Platz einchecken.

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12 Kommentare

Lisa 4. Oktober 2022 at 13:59

Hi Jens

Die Schlucht sieht ja mal super interessant aus. Portugal hat eben doch noch einiges zu bieten, Abseits der für üblich angepriesenen Ortschaften und Städte.

Danke dir und liebe Grüsse
Lisa

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Jens 4. Oktober 2022 at 22:29

Ja, Lisa, das ist wirklich wahr. Gerade heute waren wir wieder an einem herrlichen Strand mit einer riesigen Sanddüne. Gleich daneben ein imposantes Flusstal und alles in einer Gegend, der ich nie Beachtung geschenkt habe, obwohl sie auch nicht weit von den Serras de Aire e Candeeiros entfernt liegt. Genau das motiviert mich ja auch, dieses Blog zu schreiben. Herzliche Grüße aus Lissabon, Jens

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Rebecca 16. Mai 2022 at 22:16

Danke, lieber Jens, für diesen schönen Tipp. Wir haben einen wunderbaren Tag mit Klettern, Hölen erkunden und Baden verbracht. Vielen Dank für deinen gut gepflegten Blog. Wir holen uns für unsere Portugal Reise hier gerade regelmäßig Inspiration. Liebe Grüße Rebecca

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Jens 17. Mai 2022 at 8:51

Liebe Rebecca, das freut mich sehr! Meldet Euch auch gerne, wenn Ihr einen Ort findet, der empfehlenswert ist. Eine sehr schöne weitere Zeit in Portugal wünsche ich Euch! Jens

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Corinna 1. Februar 2022 at 20:08

Hallo Jens,
das klingt nach einem wirklich spannenden Ausflugsziel und sieht echt toll aus 🙂
Den Tipp muss ich mir merken, wenn ich doch irgendwann mal mit der Familie nach Lissabon reise.
Viele Grüße
Corinna

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Michael Bussmann 1. Februar 2022 at 9:24

Lieber Jens, das sieht stark aus. Ja, Portugal ist zum Glück ein Fass ohne Boden, was Naturschönheiten angeht. Schauen wir uns an, wenn wir mal in der Ecke unterwegs sind. Herzliche Grüße von Gabi und Michael

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Jens 17. Mai 2022 at 8:55

Da habt Ihr vollkommen recht! Zwar haben wir inzwischen die Umgebung von Lissabon recht intensiv durchstreift, aber das ganze Land hat so viele Gebirge, Strände und alte Dörfer oder Städte, dass mir die meisten davon auch nach 10 Jahren weiterhin unbekannt sind. Herzliche Grüße, Jens

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Vera 31. Januar 2022 at 17:04

Wunderschön! Auf die Idee wäre ich nicht gekommen..wenn wir aber nochmal nach Lissabon kommen muß das sicher auch auf der Liste…

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Lena 31. Januar 2022 at 13:51

Das klingt fantastisch! Leider haben wir es damals von Lissabon aus nur nach Sintra geschafft. Dabei lohnt es sich doch immer, auch mal über die typischen Sehenswürdigkeiten hinaus zu blicken! Schon in Sintra hat uns die üppige Natur fasziniert. Die Karstlandschaft wäre echt was für uns gewesen.

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Jens 31. Januar 2022 at 21:27

Ja, Sintra ist wunderbar, ein geradezu unwirklicher Ort voller üppiger Vegetation, dagegen sind die Serras de Aire e Candeeiros eher karg und wüst. Allerdings liegen die Schätze hier eher im Verborgenen, unter der Erde.

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Torsten 31. Januar 2022 at 12:15

Karstlandschaften finde ich besonders spektakulär. Die Entdeckung solcher Täler und Höhenzüge ist immer etwas besonders. Danke für den Einblick in solch eine portugiesische Landschaft.

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Jens 31. Januar 2022 at 21:21

Die Umgebung ist übrigens auch voller beeindruckender Höhlen, zum Teil mit Lichtshows für Touristen aufbereitet, zum Teil aber auch völlig einsam in den Bergen zu erwandern.

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