Paradiesisch, entspannt, stilvoll oder dramatisch – An herrlichen Sandstränden chillen und den Kindern beim Planschen zusehen
Portugal ist fast zur Hälfte eingerahmt von einer über 800 Kilometer langen Küste und verfügt zweifellos über einige der schönsten Sandstrände der Welt. Beinahe überall könnt Ihr hier kilometerlange Strände aus feinstem Sand finden und nur an der Algarve und im Hochsommer sind diese so ausgiebig besucht, dass es vielleicht doch hin und wieder mal eng wird. Die Strände verfügen auch oft über einen Strandliegenverleih, aber dieser nimmt keineswegs den halben Strand in Beschlag, wie es beispielsweise in Italien fast immer der Fall ist. Und große Hotelanlagen, wie sie im Nachbarland Spanien gerne direkt hinter dem Strand erbaut wurden, findet Ihr in Portugal eher selten. Dafür sind unter anderem auch die weiten Naturschutzgebiete verantwortlich, die sich vor allem an der Westküste unterhalb Lissabons bis nach Sagres und um die Ria Formosa kilometerlang am Ozean ausdehnen. Schließlich sei noch erwähnt, dass die Wasserqualität fast überall herausragend ist.
Wunderschöne Strände am kühlen Atlantik
Bei so vielen positiven Fakten fragt Ihr Euch vielleicht, was eigentlich gegen die portugiesischen Strände spricht. Und hier kann ich Euch leider nicht verschweigen, dass die Wassertemperaturen des Atlantiks durchaus gewöhnungsbedürftig sind. Im Norden und an der gesamten Westküste ist das Wasser deutlich kühler, als an der Algarve und speziell nahe der spanischen Grenze, wo dann auch das nahe Mittelmeer Einfluß auf die Wassertemperatur nimmt. Im Allgemeinen schwanken die Temperaturen zwischen 16 und 21 Grad. Das bedeutet aber auch, dass Ihr selbst im Winter bei Sonnenschein ein erträgliches Bad nehmen könnt. Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass in den letzten Jahren die Wassertemperatur deutlich höher lag, als noch vor 10 Jahren, was natürlich wunderbar für das Bad im Ozean ist, aber anscheinend zu den dramatischen Folgen des Klimawandels zählt und sicherlich viele zusätzliche Probleme bewirken wird.
Morgens Nebel an der Westküste
An der Westküste beginnen auch Sommertage oft mit bedecktem Wetter, kleinen Schauern, und nicht selten einem kühlen Wind, gerne aus dem Norden. Nehmt Euch also am besten immer warme Kleidung mit an den Strand, so dass der Wind Euch nicht sofort wieder von dort vertreibt. Auch ein Sonnenschirm und hochwertige Sonnencreme (mindestens Schutzfaktor 50) ist unbedingt erforderlich, denn auch wenn Ihr die Sonne manchmal wegen des frischen Windes nicht spürt, färbt sie die ungeschützte Haut doch in kürzester Zeit leuchtend rot.
Der warme Wind aus dem Südosten
An der Algarve gibt es im Sommer hin und wieder einen südöstlichen Wind, der warme Luft aus der Sahara an die Küste schiebt und für hübsche Wellen sorgt, die die gelbe oder rote Fahne an den durch Bademeister gesicherten Stränden herauf beschwört. Dann dürft Ihr zwar nicht mehr schwimmen, aber das Wasser wird kräftig aufgewärmt, weshalb an solchen Tagen auch die Einheimischen gerne baden gehen und sich genussvoll in die Wellen stürzen. Dieser in Portugal als Sueste oder Levante bezeichnete warme Wind hält zumeist 2-3 Tage an, bevor er dem allsommerlichen Nortada wieder das Revier überlässt.
Der Gezeitentümpel – die ideale Strandbadewanne
Mit kleineren Kindern sind oft die Stunden besonders angenehm, wenn die Ebbe einsetzt und überall Pfützen entstehen, die sich schnell in der Sonne auf Badewannentemperatur aufwärmen. Eure Kinder werden sich hier stundenlang pudelwohl fühlen, denn es gibt oft auch viele Meereslebewesen zu entdecken. Krabben, Erdbeeranemonen, Muschelkolonien, kleine Fische – die hübschen Tümpel zwischen den Felsen wirken nur zu oft wie kleine Aquarien, die zur Erkundung einladen sollen. Und natürlich gibt es hier und dort Strandgut, Muscheln in allen Formen und Farben und übrigens auch die bizarren Haifisch- und Rocheneier, die wir eher für Lebewesen eines anderen Planeten gehalten hätten, wenn wir nicht darüber aufgeklärt worden wären, dass es sich um große Fischeier handelt. Für Familien sind meist die Strände besonders geeignet, wo Bäche und Flüsse ins Meer münden. Diese sind oft viel wärmer als der Ozean und eignen sich zu langen entspannten Spielstunden. Allerdings sind nicht alle Flüsse so sauber, wie wir uns wünschen würden. Der Tejo beispielsweise schwemmt viel Dreck von der halben iberischen Halbinsel ins Meer und auch schonmal erhöhte Radioaktivität, da er an einem spanischen Atomkraftwerk vorbei fließt. Andere Flüsse, wie z.B. der Rio Mira bei Vila Nova de Milfontes sollen hingegen ausgesprochen sauber sein.
Achtung Strömungen
Selbstverständlich könnt Ihr auch stundenlang herumschnorcheln, wenn Euch die Wassertemperatur nicht sofort wieder an Land treibt. Auch hier ist natürlich Vorsicht geboten, besonders bei den kräftigen Wellen, die sich an den Felsen brechen, oder bei starken Strömungen. Ganz besonders bei den Meereszugängen der Ria Formosa entstehen starke Strömungen, wenn die Ebbe kommt und das Wasser kräftig ins offene Meer hinausdrängt. Erklärt am besten auch Euren Kindern, dass es in so einem Fall besser ist, nicht gegen die Strömung anzukämpfen, sondern seitlich aus ihr heraus zu schwimmen, denn solche Strömungen sind meist nicht sehr breit.
Surfstrände versus Familienstrände
Die ganze Küste Portugals eignet sich zum Wind- und Kitesurfen. In Nazaré einem kleinen Städtchen nördlich von Peniche werden im Winter die weltweit höchsten Wellen gesurft. Ein hunderte Kilomater langer bis zu 5000 Meter tiefer Unterwassercanyon endet genau vor dem Praia do Norte und kann über 20 Meter hohe Wellen an die Küste spülen. Mit größeren Kindern könnt Ihr an vielen Stränden einen Surfkurs machen und so ein oder mehrere spannende und sportliche Tage verbringen. Oft werden sogar Kurse auf Deutsch angeboten. Wenn Ihr eher mit kleineren Kindern unterwegs seid, solltet Ihr die Surferstrände besser meiden, es gibt aber an jedem Strand auch einen Bereich, der nicht von Surfern genutzt werden darf und wo Ihr mit Euren Kindern ungestört baden gehen könnt, zumeist direkt vor den Rettungsschwimmern.
Mücken, Quallen und Petermännchen
Vor allem an der Algarve und am schlimmsten an der Ria Formosa bekommt Ihr es zum Sonnenuntergang mit Mücken zu tun. Weht ein kräftiger Wind, so stechen sie nicht. Im Sommer aber können sie ganz schön nerven. Lange Kleidung oder Anti-Mücken-Spray, besonders für Eure Kinder solltet Ihr also am Nachmittag und Abend besser immer dabei haben. Und in der Reiseapotheke am besten auch eine Juckreiz mildernde Creme. Hier in den Apotheken könnt Ihr im Notfall noch Fenistil erwerben. Problematischer sind natürlich die giftigen Quallen, die hin und wieder, allerdings eher selten an die portugiesischen Strände getrieben werden. Es handelt sich dabei um die Portugiesische Galeere, die sehr schmerzhafte Verbrennungen verursachen kann, sogar noch dann, wenn sie bereits tot am Strand liegt. Wie in Nord- und Ostsee, so gibt es auch an den portugiesischen Stränden, vor allem an Flussmündungen Petermännchen, kleine Fische, die sich am Strand in den Sand eingraben, aber über einen Giftstachel verfügen, in den hin und wieder ahnungslose Urlauber hineintreten. Das Gift verursacht heftige Schmerzen und man sollte bei einem Stich besser direkt ärztliche Hilfe aufsuchen.
Die Gefahren der imposanten Steilküsten
Portugal ist bekannt für seine dramatischen Steilküsten. Viele Strände werden flankiert von mächtigen Felswänden und nicht wenige sind nur über Treppen oder steile Pfade zugänglich. Hier solltet Ihr stets vorsichtig sein, denn kaum irgendwo sind irgendwelche Sicherheitsgeländer angebracht und wenn dies doch einmal der Fall ist, gibt es quasi immer Schlupfwinkel, die kleinere Kinder zu Erkundungsspaziergängen einladen. Aber nicht nur oben, sind die Steilküsten gefährlich, auch unten solltet Ihr Euch nicht etwa in deren Schatten legen, denn fast überall sind die Küsten so instabil, dass Felsbrocken herabfallen können. Davor wird auch fast an jedem Strand ausdrücklich gewarnt.
Strandrestaurants, Duschen, Toiletten
Beinahe jeder Strand verfügt über ein hübsches Strandrestaurant, was allerdings zu Mittags- und Abendessen-Zeiten schnell ausgebucht sein kann. Daher solltet Ihr am besten vorher reservieren. An einigen Stränden, wie z.B. den Lissabon nahen Stränden der Costa de Caparica spazieren im Sommer Verkäufer*innen entlang, die frische Berliner verkaufen. Diese Bolos de Berlim sind aber meiner Meinung nach viel besser, als die Pfannkuchen in meiner Heimatstadt Berlin. Bei den Portugiesen sind solche mit Creme-Füllung am beliebtesten, bei unseren Kindern eher die mit Schokocreme. An der Costa da Caparica bleiben wir im Sommer auch gerne abends noch zum Abendessen am Strand, da hier der Stau über die Tejo-Brücken am Nachmittag und frühen Abend schonmal sehr nervig sein kann. Und eine Fahrt durch die warme Sommernacht gehört meiner Meinung nach zu einem gelungenen Urlaub unbedingt dazu. Übrigens finden sich nicht selten auf dem Weg zurück zum Parkplatz leckere Brombeeren am Wegesrand, die Ihr unbedingt genießen solltet!
Dinosaurierspuren
Manche Strände, zum Beispiel der Praia de Salema an der Algarve, aber auch einige Strände rund um Peniche, oder der Praia Grande bei Sintra bieten kleinen und großen Dino-Fans noch ein ganz wunderbares Highlight: Dinosaurierspuren in den Felsen der Steilküste. Wir haben schon viele gesehen und es ist schon etwas sehr besonderes, in diese uralten Fußabdrücke hineinzusteigen, oder sie mit den Händen anzufassen: Genau hier lief einst ein Dinosaurier über den Schlamm einer Lagune!
Die goldene Abendstunde am Strand
Wir sind keine Frühaufsteher und auch an die Strände fahren wir im Sommer gerne erst am Nachmittag. Die Strände sind dann nicht mehr sehr voll, es geht gemütlich zu. Luft und Meer sind optimal aufgewärmt und doch lässt die Hitze schnell spürbar nach und schon bald setzt die goldene Stunde ein. Das ist die Zeit der Möwen, die dann nicht selten zu Hunderten an den Strand kommen und nach Essensresten suchen, oder auf Fischerboote warten. Ein manchmal ganz und gar unwirkliches Spektakel, dass Ihr Euch nicht entgehen lassen solltet. Und für die Romantiker unter Euch folgt kurz darauf der herrliche Sonnenuntergang, dem Ihr an der gesamten Westküste optimal zusehen könnt.
Hier findet Ihr unsere persönliche TOP 10+ der schönsten Familienstrände Portugals
Wassertemperaturen und Gezeitentabelle
Vor allem in der Vor- und Nachsaison kann es am Strand trotz allgemein gutem Wetter doch so kühl sein, dass bei Eurem Strandbesuch keine richtige Freude aufkommen möchte. Das liegt dann meist am starken Wind. Informiert Euch also in dieser Zeit besser vorher beim Wetterdienst über Temperatur und Windverhältnisse:
de.windfinder.com
Die Blaue Flagge für saubere Strände
Auch in Portugal wird die Bandeira Azul für hochwertige Strände ausgestellt. Im Jahr 2022 konnten sich 431 Strände für dieses Gütesiegel qualifizieren. Hier könnt Ihr Euch ansehen, welche:
bandeiraazul.abae.pt
2 Kommentare
Lieber Jens, ein sehr informativer und schöner Bericht über die vielen Strände von Portugal mit allen Vor- und Nachteilen bei jedem Wetter. Schön finde ich, dass Du Deine Familie immer mit einbezogen hast. Das macht den Beitrag sehr lebendig.
LG Marie
Danke Dir, Marie! Wir sind tatsächlich sehr oft am Strand. Ich liebe vor allem, Nachmittage und Abende dort zu verbringen. Die Kinder wollen oft nicht mitkommen, stellen am Strand jedoch fest, dass sie ebenso gerne dort sind, wie ich und wollen dann nicht mehr fort. Vor allem an lauen Sommerabenden bleiben wir dann, bis es richtig dunkel ist. Herzliche Grüße, Jens