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Auf einen blühenden Bergrücken hinaufwandern und in einen herrlichen Weiher springen

Zwischen dem Barrocal und der welligen Serra do Caldeirão, nur ein paar Kilometer östlich von Alte, findet Ihr den einzigartige Bergrücken Rocha da Pena. Geologisch kann er mit seinen roten Tonböden (Barro) und den harten Kalksteinfelsen (Cal) als Paradebeispiel der Hügel des Barrocal angesehen werden. Eine Reihe schroffer Kalksteinfelsen bilden an der Südseite des Rocha da Pena ein beeindruckendes bis zu 50 m hohes Felsgesims, welches durch Erosion entstanden ist und auch einige Schluchten und Höhlen gebildet hat.

Rocha da Pena

Diese Kombination aus nahrhaften Böden und Höhlen bietet optimale Bedingungen für eine üppige Flora, die vor allem mit vielen Orchideenarten aufwarten kann, wie auch eine ganz passable Fauna. Neben den über 70 Vogelarten (Habichtsadler, riesige Uhus, Gänsegeier, Ringdrosseln, Provencegrasmücken, Nachtigallen uvm.) leben hier auch einige größere Säugetiere, wie Wildschweine, Füchse, Kaninchen und Igel, aber auch das tagaktive Ichneumon und die nachtaktive Kleinfleck-Ginsterkatze, sowie einige seltene Fledermausarten.

Rocha da Pena

Als wir am frühen Nachmittag in dem kleinen abgelegenen Dorf Penina ankommen, finden wir ohne weiteres den gut markierten Wanderweg, sowie verschiedene Schautafeln zur Geologie, Geschichte, Flora und Fauna. Wir entscheiden uns dafür, den etwa 6 km langen Rundwanderweg entgegen der empfohlenen Laufrichtung zu wandern, da wir nicht sicher sind, ob wir die ganze Strecke mit unseren Kindern und deren Großeltern bewältigen können. Der Aufstieg hat es tatsächlich in sich, denn es geht für mindestens 30 Minuten immer nur recht steil bergauf und das auf einem mit Steinen übersäten Weg. Die Landschaft ist jedoch überwältigend schön, überall blüht es und Vogelgesänge begleiten uns auf Schritt und Tritt.

Rocha da Pena

Oben angekommen bemerken wir kaum den kleineren der beiden aus der Eisenzeit stammenden Steinwälle, denn nun zieht es uns zu dem nahen südlichen Aussichtspunkt, der ersten in der Wanderkarte ausgewiesenen Attraktion. Um ihn zu erreichen müssen wir nur noch den schmalen Pfad durch ein üppiges Gesträuch bewältigen und dann liegt der Abgrund auch schon vor uns. Die Felskante ist tatsächlich sehr beeindruckend und wir haben einen schönen Blick über die wenig besiedelte Landschaft südlich des Rocha da Pena. Noch mehr staunen wir aber, als wir die völlig unbesiedelten welligen Berge der Serra do Caldeirão im Norden erspähen. An diesem weiten grünen Anblick können wir uns kaum satt sehen.

Rocha da Pena

Obwohl das Hochplateau noch viel zu bieten hat, verschieben wir die weitere Rundwanderung auf ein anderes Mal und spazieren gemütlich zurück ins Dorf Penina. Den größeren der beiden Steinwälle am östlichen Ende der früheren neolithischen Festung haben wir schon vom Aussichtspunkt erspäht. Er wurde bereits in vorrömischer Zeit von den iberischen Kelten errichtet. Und es scheint auch durchaus denkbar, dass die Mauren hier tatsächlich ihre letzte Zuflucht gefunden hatten, bevor sie im 13. Jahrhundert endgültig von der Algarve vertrieben wurden. Als Versteck soll ihnen die große Höhle Algar dos Mouros nahe dem nördlichen Aussichtspunkt gedient haben, in dem sich heute tagsüber die vom Aussterben bedrohte Langflügelfledermaus und die kleine Mausohr-Fledermaus verstecken. 

Rocha da Pena

Schon seit mehr als 227 Millionen Jahren ausgestorben ist hingegen der Metoposaurus algarvensis, eine 2 Meter lange Salamanderartige Amphibie, die ehemals als Raubtier die hier befindliche Fluss- und Seenlandschaft unsicher gemacht haben dürfte, noch lange vor den Dinosauriern. Beeindruckende Fossilien, die 2008 nahe dem Rocha da Pena entdeckt wurden, werden nun im Stadtmuseum von Loulé ausgestellt.

Wir sind zu dem kleinen Dorf Alte, dass sich gerne als das typischste Dorf des Algave-Hinterlands betitelt, weiter gefahren und haben von dem Friedhof etwas außerhalb einen kurzen Spaziergang hinab zum Queda do Vigário unternommen. Hier fällt der Ribeira de Alte etwa 24 Meter in die Tiefe und füllt einen hübschen Weiher, der sehr gerne von Badegästen aus der Umgebung besucht wird. Da es schon zu spät für ein Bad ist, genießen wir nur noch ein erfrischendes Fussbad, bevor wir schließlich in Alte dinieren. Am gegenüberliegenden Ortsende gibt es noch ein weiteres sehr beliebtes Badeparadies, den Praia Fluvial de Alte, an dem man auch gerade mit Kindern herrlich baden und picknicken kann.

Wie auch schon unsere Wanderung zum Flusstal Fonte da Benémola oder zur Thermalquelle Fonte Santa da Fornalha hat uns auch dieser Ausflug ins Hinterland der Algarve mit seinem ganz besonderen Charme schlicht überwältigt.

Rundwanderweg:
Überall hervorragende Markierung: Rot Gelb
Länge: ca. 6 km / 2-3 Stunden
Startpunkt: Entweder in Penina oder in Rocha

GPS (Penina):
37.24883085366528, -8.114890293723747

GPS (Rocha):
37.25043483543702, -8.098202991743447

Einkehr:
Bar das Grutas in Rocha

Unterwegs:
Der Wanderweg ist weder Kinderwagen- noch Rollstuhlgeeignet.

Mitbringen:
Ausreichend Wasser, Sonnencreme und festes Schuhwerk.

Anfahrt:
Nur mit dem Auto möglich..

Kartenmaterial:
Karte mit wichtigen Infos (Deutsch)

Weitere Informationen:
cm-loule.pt

Queda do Vigário
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4 Kommentare

Sylvia 9. Januar 2022 at 13:02

Hallo lieber Jens!
Wir wandern ja auch immer so gerne, aber tatsächlich waren wir noch nie in Portugal unterwegs. Ich sehe schon: das müssen wir dringend nachholen, insbesondere, da wir ja jetzt mit Dachzelt unterwegs sind.
Ich werde gleich mal weiter durch Deinen Blog stöbern!

Viele liebe Grüße aus dem nasskalten München,

Sylvia

Antworten
Jens 9. Januar 2022 at 15:12

Liebe Sylvia,
inzwischen lässt es sich in Portugal tatsächlich sehr gut wandern. Vor allem die Gebirge in Zentral-Portugal und im Norden bieten viele Möglichkeiten. Besonders schön sind die Flusswanderungen und ganz speziell auch die auf Holzstegen, von denen es inzwischen unzählige gibt.
Herzliche Grüße aus Lissabon,
Jens

Antworten
Marie Schade 5. Januar 2022 at 17:11

Hallo Jens,
das ist ein großartiger Beitrag, der den Wunsch geweckt hat, dort ebenfalls hinzufahren, sobald es wieder möglich ist. Mein Mann und ich haben eben noch darüber gesprochen, wie gerne wir wieder in den Süden Portugals fahren möchten (d.h. in Portugal ist es überall schön), und das ist ein Ziel, das nicht so extrem weit entfernt ist.
Schöne Bilder und gute Erklärungen, vielen Dank dafür.
Ich wünsche Euch allen weiterhin unbeschwerte Ausflüge mit den Kindern und alles Gute,
Marie

Antworten
Jens 5. Januar 2022 at 21:22

Hallo Maria,
ja, nach Portugal könnt Ihr recht schnell reisen. Wir sind gerade erst wieder hergefahren, waren über die Weihnachtstage in Deutschland. Es ist aktuell gar nicht so problematisch, wie es vielleicht in den deutschen Nachrichten berichtet wird, denn die neue Corona-Variante scheint hier wirklich nur problematisch für Ungeimpfte zu sein. Trotz hoher Ansteckungszahlen sind die Krankenhäuser dieses Mal nicht überfüllt. Das macht uns Hoffnung, dass das unbeschwerte Reisen bald wieder möglich sein könnte. Ich hoffe, dass Ihr beiden dann auch Gelegenheit haben werdet, einen schönen Urlaub im Süden Portugals zu verbringen!
Herzliche Grüße aus Lissabon,
Jens

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