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In den Förderschlot eines alten Vulkans klettern und um Schwefel-Fumerolen in fantastischer Landschaft herumwandern

Das Leben auf Terceira wirkt auf uns entspannt und stressfrei. Die Insulaner lieben es Barbecues zu veranstalten und wir hatten am Wochenende auf den Picknickplätzen Terceiras häufiger interessante und angenehme Gespräche mit den Einheimischen, die auf mich oft schon sehr amerikanisch wirken. Viele Azoreaner haben ja selbst eine Weile in Kanada oder den USA gelebt. 

Mit gewaltiger Kraft
schießt das flüssige Gestein hinauf,
sucht einen neuen Weg aus dem Inneren,
wird kurz vor dem Austritt
aus der Erde massiv blockiert
und reißt dann mit explosiver Kraft
die instabile Flanke des Vulkans auf,
um neues Land zu erschaffen.

Noch beschaulicher als an der Küste geht es im Inselinneren zu. In der phantastischen Landschaft gebildet aus imposanten Vulkankegeln und üppig bewaldeten Gebirgszügen gibt es so gut wie keine Siedlungen. Stattdessen fast unberührte Natur und eine herausragende Sehenswürdigkeit, die Vulkanhöhle Algar do Carvão, einer der wenigen Orte unseres Planeten, wo man relativ tief in den Förderschlot eines Vulkans hinein steigen kann. Die Vulkanhöhle ist Teil der riesigen Caldeira Guilherme Moniz, der größten des gesamten Archipels, die allerdings als solche heute kaum noch erkennbar ist. Sie entstand vor ca. 23.000 Jahren. Der Vulkan Algar do Carvão selbst brach zum letzten Mal vor ca. 1.700 Jahren aus. Da nach dem Ausbruch die Lava sehr schnell wieder zurück in die Magma-Kammer strömte, blieb der Förderschlot des Strombolianischen Vulkans als Höhle zurück.

Wir steigen bequem durch einen langen Stollen in die Höhle mit so schwarzen Wänden, dass man unmittelbar versteht, warum sie Kohlenschlot genannt wird. Am Ende des Stollens kann man ca. 60 Meter in die Tiefe schauen, wo sich das Regenwasser zu einem kleinen klaren Teich gestaut hat. Ein Blick nach oben zeigt das Auswurfsloch, aus dem der letzte Ausbruch des Vulkans die sehr dünnflüssige Lave gepresst hat. Nun kann man wie in Jules Verne’s Reise zum Mittelpunkt der Erde, bis ganz nach unten hinab steigen und von bereit stehenden Spezialisten freundliche und ausführliche Informationen zu den sehenswerten Details der Höhle erfragen. 

Ihr werdet über das Vorkommen endemischer Pflanzen- und Spinnenarten in Kenntnis gesetzt, allerdings sind letztere wohl mit bloßem Auge fast gar nicht sichtbar. Desweiteren könnt Ihr geologisch sehr interessante Stalaktiten und Stalagmiten bewundern. 

Obwohl es davon abgesehen in dieser Vulkanhöhle für Laien kaum aufregendes zu sehen gibt, sind unsere Kinder beeindruckt und begeistert und interessieren sich seit dem Besuch in der Höhle nun auch ganz besonders für Vulkane.

Nur eine kurze Autofahrt entfernt von der Algar do Carvão befindet sich ein weiteres Highlight, die Furnas do Enxofre, die geologisch zum Vulkansystem Pico Alto gehört und in der noch einige vulkanische Aktivität sichtbar ist. Wir spazieren gemütlich vom Besucherparkplatz auf kleinen Wegen und Holzstegen um einen kleinen Krater herum, aus dem es an verschiedenen Stellen dampft. Kohlendioxid und Schwefelwasserstoffgas wird hier heiß und so umfangreich freigesetzt, dass Ihr auf keinen Fall die vorgesehenen Pfade verlassen solltet.

Der Weg ist in einer halben Stunde gemütlich zu schaffen und man hat immer wieder einen schönen Ausblick in die besondere Landschaft Terceiras.

Beide Aktivitäten eignen sich sehr gut, um die vulkanische Aktivität der Azoren kleinen Kindern zeigen zu können, ohne ein größeres Risiko einzugehen. Daher können wir Euch einen Besuch dieser Sehenswürdigkeiten sehr empfehlen.

Mitbringen:
Für die Höhle solltet Ihr auch im Sommer warme Kleidung mitbringen. Der Weg um die Fumerolen kann nach Regenfällen etwas matschig sein und auf Terceira werden dreckige Mietwagen gerne mit zusätzlichen Reinigungskosten geahndet, daher könnten an solchen Tagen zusätzliche Wechselschuhe sinnvoll sein.

Algar do Carvão:
Ihr könnt Euer Mietauto bequem am Besucherparkplatz abstellen.
GPS: 38.728032, -27.216533

Öffnungszeiten:
Juni-September:
Täglich von 14.45 bis 17.45 Uhr

April/Mai/Oktober:
Täglich von 15:00 bis 17.30 Uhr

Eintritt: 4 €


Furnas do Enxofre:
Auch hier steht ein kleiner Parkplatz zur Verfügung
GPS: 38.728931, -27.230866

Immer geöffnet und kostenfrei.


Picknicken:
Kaum 10 Minuten entfernt von der Furnas do Enxofre findet Ihr einen schönen Picknick-Platz an einem See mit vielen Enten (Lagoa das Patas). Dieser wird auch gerne von einheimischen Familien genutzt und man kommt leicht mit ihnen ins Gespräch.

Gruta do Natal:
Ebenfalls fast in Spaziergang-Weite findet Ihr die Lavahöhle Gruta do Natal, die ebenfalls einen Besuch wert ist.

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2 Kommentare

Elke 26. Juli 2021 at 5:09

Lieber Jens,
das klingt sehr spannend! Die Azoren habe ich für Oktober eingeplant – wenn die Pandemie es zulässt … Wenn du drei Inseln auswählen würdest – wäre Terceira dabei? Danke für deine Einschätzung.
Liebe Grüße
Elke

Antworten
Jens 26. Juli 2021 at 17:30

Liebe Elke,
ja, im Oktober können die Azoren auch großartig sein. Allerdings kann es auch die ganze Zeit regnen. Trotzdem besuchen wir die Azoren auch gerade gerne im Herbst, denn dann sind sie noch entspannter und trotzdem meist deutlich wärmer, als in Mitteleuropa. Nur solltet Ihr in diesem Fall die wichtigsten Dinge ins Handgepäck mitnehmen, denn wenn der Wind mal stärker wird, wird ohne Ankündigung schon gerne mal die Hälfte des Gepäcks in Lissabon gelassen, da das Flugzeug sonst nicht so gut landen könnte. Man wird dafür hervorragend entschädigt, aber trotzdem kann das den Urlaub schon etwas aus dem Lot bringen.
Das Inselhopping mit den kleinen Propellermaschinen machte uns immer ausgesprochen Spaß, allerdings sind die Flüge nicht immer so leicht kombinierbar. So ist es schon etwas schwierig zu den westlichsten Inseln zu kommen. Ich würde Euch unbedingt zu São Miguel als Auftakt raten. Da gibt es viel zu sehen und Ihr könnt bequem eine Woche oder mehr Zeit dort verbringen. Uns hat Faial bei unserem letzten Besuch sehr gefallen. Aber auch die Nachbarinseln, Pico und São Jorge sind hübsch und Ihr könntet von Faial auch nach Pico mit dem Boot übersetzen, wenn die See nicht gerade zu rau ist. Flores und Graciosa sollen auch sehr hübsch sein. Terceira würde für mich nicht zu den drei Inseln gehören, obwohl sie einen ganz eigenen Charme hat. Und die Inselhauptstadt Angra do Heroísmo ist zweifellos ein Juwel. Allerdings wird Terceira sehr gut angeflogen, weshalb wir sie schon zweimal besucht haben und es hat uns immer gut gefallen. Für ein paar Tage langweilt Ihr Euch auch auf Terceira nicht.
Viel Freude bei der Planung und dann eine tolle Herbstreise!
Jens

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