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Gemütlich mit der Schmalspurbahn zum Strand tuckern, einen herrlichen Badetag verbringen, und am Abend glücklich durch das zauberhafte Städtchen Tavira schlendern

Immer wieder zieht es uns auf die vorgelagerten Inseln der Ria Formosa, die uns endlose Sandstrände und spürbar wärmere Wassertemperaturen garantieren, aber auch meist eine reizvolle Anreise per Fischerboot versprechen. Zwar bietet der hübsche Strand Praia do Barril bei Tavira keine Bootsfahrt, allerdings könnt Ihr die Insel hier über eine Fußgängerbrücke erreichen und dann gemütlich über das Marschland zum Strand schlendern. Oder aber, und das macht diesen Strand besonders reizvoll: Ihr kauft Euch ein Bahnticket und nehmt die schnuckelige Schmalspurbahn die tagsüber emsig Gäste von der Brücke zum Strand und zurück bringt.

Brücke am Praia do Barril

Gerade mit Kindern ist diese Strandanfahrt ein schönes zusätzliches Abenteuer, das Ihr tatsächlich nicht verpassen solltet. Angetrieben von einer hübschen Lokomotive, die sehr an die gute alte Emma aus den Jim Knopf Geschichten erinnert, tuckern die Strandbesucher*innen an den Lagunen-Gräben entlang.

Emma fährt zum Praia do Barril

Wir erspähen Heerscharen von Winkerkrabben, die neugierig aus ihren Löchern heraufschauen und uns tatsächlich begeistert zuwinken, passieren einen grünen Lockschuppen, vor dem noch eine weitere Emma wartet und staunen, als eine dritte Emma aus der Gegenrichtung an uns vorbei poltert.

Mit dem Zug zum Praia do Barril

Die Endstation liegt in Sichtweite zu dem weiten, wunderschönen Sandstrand Praia do Barril. Hier befand sich im 19. und 20. Jahrhundert ein kleines Fischerdorf, dass sich auf Thunfischfang spezialisiert hatte. Die Gebäude, der Ankerfriedhof und auch die Schmalspurbahn sind die noch sichtbaren Relikte dieser Vorgeschichte. In den Gebäuden findet Ihr heute schöne Cafés und Restaurants. Im Restaurant Praia do Barril könnt Ihr Euch auch eine Fotoausstellung zum Thunfischfang anschauen.

Restaurants am Praia do Barril

Die mehr als 200 Anker, die Ihr auf dem Ankerfriedhof bewundern könnt, dienten früher unter anderem dazu, die Fangnetze von April bis September auf dem Meeresboden zu befestigen. Sie mussten je nach Größe von 8 bis 20 Männern in die Boote geschleppt werden. Mit den Netzen wurden die zum Mittelmeer ziehenden Thunfischschwärme in die Falle gelockt.

Ankerfriedhof am Praia do Barril

Ich bin froh, dass hier seit den 1960er Jahren keinen Thunfischfang mehr stattfindet, denn statt des blutigen Massakers, was sich jahrein, jahraus jeden Sommer hier abspielte, können wir uns entspannt in den feinen goldgelben Sand legen, oder uns im etwas wärmeren Atlantik erfrischen. Die Kinder bauen friedlich Sandburgen und kleine Kunstwerke aus Strandgut.

Sandburgen bauen am Praia do Barril

„Bolos de Berlim“, schallt es schließlich über die Gemütlichkeit aus Meeresrauschen, Plaudereien und Begeisterungsausrufen hinweg und unsere Kinder überzeugen uns ein weiteres Mal davon, wie fantastisch die portugiesischen Berliner schmecken. Es gibt sie ohne Füllung, mit einer Eicreme- und einer Schokoladencreme-Füllung. Und ja, die Kinder haben recht. Mit Süßigkeiten kennen sie sich gut aus.

Praia do Barril - Bolos de Berlim

Die einsetzende Flut zwingt die Badegäste nun immer weiter der Dünung entgegen und obwohl es hier nicht wirklich voll ist, rücken wir alle etwas näher zusammen. Wenn Ihr gerne viel Platz um Euch habt, oder gar einen einsamen Strand sucht, dann müsst Ihr nur ein paar hundert Meter ostwärts spazieren. Wir aber haben nichts gegen die gemütliche Geschäftigkeit in der Nachbarschaft. Wir schauen den anderen Badegästen entspannt zu, hin und wieder spielen unsere Kinder auch mal mit einem anderen Geschwisterpaar.

Familien am Praia do Barril

Und letztlich sind wir froh, hier direkt eine Rettungsschwimmerin neben uns zu haben, denn gerade an diesem Nachmittag haben unsere beiden Töchter sich etwas weit hinausgewagt und haben Schwierigkeiten wieder zurück an Land zu kommen. Eine aufmerksame Frau bemerkt diese Gefahr aber unmittelbar und hilft unseren Töchtern zurück an den sicheren Strand, bevor die Rettungsschwimmerin überhaupt aufstehen muss.

Am späten Nachmittag werden die Schatten der Sonnenschirme und Badegäste immer länger, die goldene Stunde bricht an, die Möwen tummeln sich in Grüppchen am sich leerenden Strand. Die Leute holen ihre Handys raus und versuchen diese leuchtende Atmosphäre einzufangen. Wir genießen diesen herrlichen Moment noch eine ganze Weile. Dann machen wir uns zurück auf den Heimweg, tuckern durch den warmen Abend zurück zum Festland und fahren dann in das nahe Tavira.

Praia do Barril - Rückfahrt

Wie schon so oft, gibt es auch an diesem Sommerabend ein Konzert vor dem Musikpavillon im schnuckeligen Stadtpark von Tavira, direkt neben der herrlichen alten Brücke. Doch bevor wir dieses genießen können, erinnern wir uns zwangsläufig an das größte Problem der unvergleichlich lauschigen Abende in Tavira: die nimmersatten Mücken. In den umliegenden Apotheken sammeln sich bereits die Tourist*innen aus Nordeuropa und erstehen gierig – so wie ich – die überteuerten Mückenschutzmittel. Mit diesen steht dem reinen Genuss nun nichts im Weg.

Konzert in Tavira

Wir schlendern über die alte sogenannte „römische Brücke“, die aber im besten Fall auf eine einst hier befindliche römische Brücke zurück geht und in der Form, wie sie heute existiert aus dem 17. Jahrhundert stammt. Bei dem großen Erdbeben von 1755 wurde sie allerdings auch derart zerstört, dass sie erst 1870 wieder aufgebaut wurde. Unter ihr schleppt sich der Rio Gilão träge zum Meer und bietet somit den perfekten Lebensraum für die vielen Mückenbabies. Wir suchen uns ein gemütliches Restaurant, speisen köstlich und schauen uns danach das liebenswerte Konzert an. Erst spät nachts rasen wir durch die immer noch warme Nacht auf der leeren Algarve-Autobahn zurück nach Lagos.

Springbrunnen in Tavira

Parkplatz in Pedras d’El Rei
Kosten: 5 Euro/Tag
GPS: 37.09270754769157, -7.676560466103381

Schmalspurbahn:
Täglich 9:00 – 18:15 Uhr
ca. 1,80 Euro in eine Richtung/Person
Kinder bis 5 Jahre fahren gratis mit

Gezeitentabelle für die Umgebung vom Praia do Barril:
de.windfinder.com/tide/ilha_de_tavira_torre_d_aires

Tavira hat viel zu bieten:

Die maurische Burg
Auch die Burganlage wurde 1755 zerstört. Man kann sich aber die Ruinen ansehen, durch einen kleinen Park schlendern und von den Mauerzinnen einen schönen Ausblick auf Lagune und Meer genießen.
GPS: 37.125394669504146, -7.651394845798182

Igreja da Misericórdia
Die im Inneren mit hübschen Azulejos ausgeschmückte Renaissance-Kirche wurde vermutlich an dem Ort erbaut, an dem sich früher die Moschee von Tavira befunden haben dürfte.
GPS: 37.1258096107443, -7.65059288027974

Camera Obscura
Im alten Wasserturm von 1931 wurde 2004 eine Camera Obscura eingebaut, mit der die gesamte Umgebung eingefangen wird. Wenn Ihr noch nie eine solche gesehen habt, solltet Ihr die Gelegenheit dafür hier nutzen.
http://www.cameraobscuratavira.com/en/index.html
GPS: 37.125482535014136, -7.652131084885174
Mo-Fr: 11:00 – 15:00 Uhr
Erwachsene: 5 Euro
Kinder: 3 Euro

Palácio da Galeria – Das Stadtmuseum
Renaissance-Palast mit Fundstücken von den Phöniziern, islamischer Kunst und wechselnden Ausstellungen auch gerade zeitgenössischer Kunst und außerdem einer eindrucksvollen Dachkonstruktion.
GPS: 37.125924174236594, -7.6513408868293205
Di-Sa 9:30 – 16:30 Uhr
Mittagspause 13:00 -14:00 Uhr
Eintritt:
Bis 8 Jahre kostenfrei
8-18 Jahre 1 €
18-65 Jahre 2 €
Ab 65 1 €

Oliveira Bimilenar de Tavira
Dieser 2000 Jahre alte Olivenbaum befindet sich in Pedras d’el Rei und hat einen Stammdurchmesser von 11 m. Er hat bereits die Römer, die Araber und die portugiesischen Seefahrer überlebt.
GPS: 37.0957852839297, -7.678009707158139

Schmalspurbahn Pedras d El Rei - Strand Praia do Barril
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2 Kommentare

Jens 13. März 2023 at 11:07

Liebe Sanne,
der Rasende Roland ist sicher eher der große Bruder dieser Schmalspurbahn, aber Du hast schon Recht, die Funktion ist sehr ähnlich, es geht mit der Bahn ganz gemütlich zum Strand. Und das hat schon einen ganz besonderen Reiz!
Vor allem auch dann, wenn es nach einem langen Strandtag auf den Rückweg geht und Eltern und Kinder keine Energie mehr für eine lange Wanderung haben. Da schaut es sich ganz gemütlich ins flache Land, welches bereits mit langen Schatten bemalt ist.
Herzliche Grüße,
Jens

Antworten
Travelsanne 12. März 2023 at 9:30

Lieber Jens,
das sieht nach einem herrlich entspannten und erlebnisreichen Tag aus! Die Schmalspurbahn erinnert mich an den Rasenden Roland von Rügen, nur etwas gemütlicher.
Viele Grüße,
Sanne

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