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Lebensgroße Dinosaurier in freier Natur bewundern, sich auf zahlreichen Mini-Spielplätzen austoben, gemütlich picknicken und begeistert Dino-Skelette oder Fossilien freilegen

In Portugal trefft Ihr immer wieder auf Spuren dieser gerade bei Kindern sehr beliebten Giganten. An zahlreichen Stränden der portugiesischen Küste, sowie in der Nähe von Ourem könnt Ihr deren uralte Fußabdrücke bewundern. Dino-Eier und Fossilien wurden vor allem rund um Lourinhã gefunden, weshalb sich Lourinhã inzwischen zur Dino-Hauptstadt Portugals erklärt hat. Überall in Lourinhã findet Ihr lebensgroße Dino-Figuren.

Dino-Fußabdrücke in einem Steinbruch bei Ourem
Dino-Fußabdrücke in einem Steinbruch bei Ourem

Da Dinosaurier all das verkörpern, was unserem Nachwuchs noch fehlt, gehören sie seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Superhelden der meisten Kinderzimmer. Entsprechend groß war auch die Begeisterung bei meinen Töchtern, als ich ihnen vorschlug, mal wieder zu dem kürzlich eröffneten Dino-Park bei Lourinhã zu fahren.

Vulkan Penedo de Lexim bei Aldeia Mata Pequena
Vulkan Penedo de Lexim bei Aldeia Mata Pequena

Sinnigerweise führt Euch der Weg von Lissabon aus dorthin zuerst durch die hübsche Vulkanlandschaft um Mafra, wo Ihr bereits zwischen den eindrucksvollen Vulkankegeln nach Dinosauriern Ausschau halten könnt. Fündig werdet Ihr dann spätestens kurz bevor Ihr den Dinopark erreicht. Quasi auf jedem Kreisverkehr weisen Euch nun angriffslustige Dinos den verbliebenen Weg.

Der Eingang des Dinoparks befindet sich in einem als Felsen ausgestalteten Gebäude. Die sehr freundlichen Mitarbeiter*innen erklären Euch hier direkt den Park und was Ihr dort erleben könnt und drücken Euren Kindern einen Rubbel-Quiz in die Hand, mit dem Eure Kleinen schließlich auch etwas durchaus lohnenswertes gewinnen können.

Wenn Ihr die kleine, recht informative Ausstellung im Eingangsbereich hinter Euch gelassen habt und hinten aus dem Gebäude in den Park hinein schreitet, werdet Ihr schon bald das erschreckende Gebrüll eines besonders großen Dinos vernehmen, der natürlich sofort alles Interesse auf sich zieht. Dass dieses Ungetüm schließlich nicht aufzufinden ist, verzeihen wir gerne, wie auch die Tatsache, dass nach Ansicht der Palantäolog*innen, Dinosaurier ja auch gar nicht gebrüllt haben, sondern vielleicht eher gezwitschert oder gebrummt. Aber die Brüllgeräusche sind samt einer insektendominierten Geräuschkulisse durchaus ein unterhaltsamer Zugewinn für Euren Spaziergang.

Die unterschiedlichen Epochen der Erdgeschichte, während derer Dinosaurier unseren Planeten bevölkert haben, geben schließlich den 5 Spazierwegen ihre Namen, wobei der fünfte Weg sich ganz unwissenschaftlich den Seeungeheuern widmet, angefangen von riesigen Urzeit-Haien, über heute noch existierende, aber sehr selten gesichtete Riesenkraken bis hin zu der legendären, schottischen Nessi. Dieser Weg hat uns allerdings am wenigsten beeindruckt, denn die zwischen die Bäume aufgebauten Unterwasserkulissen wirken doch allzu improvisiert und inhaltlich fällt dieser Bereich auch aus meiner Sicht zu sehr aus dem Gesamtkonzept.

Die vorherigen vier Routen vom Paläozoikum, über Trias und Jura bis zur Kreide sind hingegen spannend, informativ und wirklich unterhaltsam gestaltet. Natürlich sticht vor allem der lange Weg durch die Kreide heraus, denn hier findet Ihr unzählige Dinosaurier aller Größen und Formen.

Oft stehen diese farbenfrohen Kolosse wie Tiere in einem Streichelzoo am Zaun und freuen sich auf ein paar Streicheleien oder Fotos mit dem begeisterten Paläntolog*innennachwuchs. Dass sie sich weder bewegen noch brüllen, wie wir es schon hier und dort in Dinoparks und Museen erlebt haben, und dass sie auch eher wie riesige Schleich-Figuren wirken, ist gar nicht so Freude schmälernd, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Eher bewirkt diese Stille, dass wir uns viel besser auf die Dinos konzentrieren, über sie etwas nachlesen und dann fachsimpeln konnten, ohne von einem Ungeheuer zum nächsten zu hetzen, wie ich es in interaktiveren Dinoparks erlebt habe.

Unser Mittagessen haben wir sehr gemütlich unter den hohen Bäumen auf einem der Picknickplätze genossen. Die direkt daneben befindlichen Spielplätze haben den großen Forschern dann die Möglichkeit gegeben, noch entspannt zu verweilen und den kleineren beim Freilegen eines enormen Dinosaurierskelettes in einem Sandbereich zu zu schauen. Es gibt aber auch saisonabhängig ein Restaurant und einen Imbiss, sowie einige Getränke- und Snack-Automaten.

Auf unserem Weg durch die Urzeit haben wir nicht selten gestaunt, zum Beispiel über eine riesige Libelle, die ich für ein allzu übergroß geratenes Modell hielt (und wurde dann eines besseren belehrt). Über einen gigantischen Dino, den Supersaurus, für den eigens ein Turm gebaut werden musste, damit die Besucher*innen mit ihm ein hübsches Selfie machen können. Anscheinend handelt es sich bei diesem Riesen sogar um das größte Sauriermodell Europas. Ebenso sprangen hier und da winzige Dinos durch das Gras, einige, weil sie gerade erst aus ihren Eiern geschlüpft sind, andere, weil sie einfach nicht größer werden konnten.

Natürlich fehlt auch der Lourinhanosaurus nicht, eine Theropodenart aus dem Jura, die 1982 in der Nähe von Lourinhã ausgegraben wurde. 1993 wurden gleich 100 Eier dieser großen Raubtiere am nahen Praia Paimogo gefunden, ein Strand der wegen seiner Abgeschiedenheit und Ruhe sicher auch einen heutzutage gefahrlosen Besuch wert ist.

Überrascht haben uns auch die vielen zum Teil bunt gefederten Dinos, die hier und dort in Menschengröße zweibeinig durch den Wald eilten. Sie haben uns daran erinnert, dass die Urenkel der Dinosaurier, die Vögel,noch heute quicklebendig, farbenfroh und laut den Wald bevölkern. Wir haben unter anderem ein sehr zutrauliches Rotkehlchen beobachten können, was aufmerksam die Picknickplätze inspizierte, um dann im richtigen Moment einen Raubzug zu unternehmen.

Einige der ebenfalls ausgestellten Dino-Kampfszenen haben unsere Kinder durchaus erschreckt und traurig gemacht, da half auch nicht, dass diese Szenen aus einer unergründlich fernen Zeit stammten und nicht einmal historisch belegt waren. Große Begeisterung hingegen ernteten jene Dinofamilien mit Eltern und Kindern, die vermutlich auch eher der Fantasie der Menschen zu verdanken sind. Denn ob Dinosaurier sich tatsächlich um ihren Nachwuchs gekümmert haben, ist wohl bei den meisten Arten eher unklar bis unwahrscheinlich. Eine Brutpflege, wie bei Vögeln üblich, gab es vermutlich nur bei einigen Dinosaurierarten.

Aber neben all den wichtigen wissenschaftlichen Fakten über Dinos erzählt der Dinopark eben auch andere Geschichten, die Kinder gerne hören, bzw. sehen möchten. Die wichtigen Fragen nach dem Dasein, nach Leben und Tod können sie sich und uns, ihren Eltern, hier während des Spaziergangs immer wieder stellen, was sicher auch dazu beiträgt, dass sie den Wald so begeistert und motiviert erforschen. Und immer wieder finden unsere Töchter kleine Spielplätze mit Geschicklichkeitsspielen, oder mit Dinos, die ihnen gerne für einen Ausritt oder eine Kuschelei zur Verfügung stehen.

Nach etwa drei Stunden erreichen wir erstaunlich  wenig ermüdet den Workshop-Bereich, wo sich unsere Kinder hochmotiviert auf die angebotenen Aktivitäten stürzen, die allerdings jeweils bezahlt werden müssen. Zuerst spalten sie Steine aus Marokko, die Quartzkristalle enthalten, dann legt Laura ein Dinosaurier-Skellet frei, das in einem Stein verborgen ist und Lia bemalt begeistert eine Dinosaurierfigur. Am Ende versuchen wir noch gemeinsam ein Fossil aus einer Steinplatte zu befreien, aber dabei haben wir kein Glück. Die freundlichen Mitarbeiter*innen schenken uns aber ein kleines Fisch-Fossil, so dass wir nun doch noch zufrieden die Heimfahrt antreten können.

Der Dinopark von Lourinhã ist kein absolutes Muss für Euren Portugal-Besuch, aber er hat uns wunderbar unterhalten. Wir waren den ganzen Tag in der Natur, haben einiges neues gelernt, uns vielfältig ernsthaft und fröhlich unterhalten und wurden aufs angenehmste von den freundlichen Mitarbeiter*innen umsorgt. Wir werden wie die meisten Besucher*innen ganz sicher noch einmal wiederkommen.

Anreise
Mit dem Auto etwa eine Stunde nördlich von Lissabon. Mit dem Bus kann man nach Lourinhã fahren und dort ein Leihfahrrad oder Taxi nehmen.

Parken
GPS: 39.27792079092085, -9.294122967426249
Direkt vor dem Park findet Ihr ausreichend Parkplätze, auf denen Ihr, falls Ihr mit einem Wohnmobil kommt, anscheinend auch problemlos eine Nacht ohne Campingverhalten verbringen könnt.

Öffnungszeiten
Täglich ab 10 Uhr
Januar – Februar  und Oktober – Dezember: bis 17 Uhr (letzter Einlass um 15:30 Uhr)
März – Mai: 18 Uhr (letzter Einlass um 16.30 Uhr)
Juni – September: 19 Uhr (letzter Einlass um 17.30 Uhr)

Eintrittspreise
Kinder (4-12): 10 Euro
Jugendliche/Erwachsene (13+): 13 Euro
Familien:
2 Erwachsene, 1 Kind: 33,50 €
2 Erwachsene, 2 Kinder: 42 €
2 Erwachsene, 3 Kinder: 49,50 €
(Jedes weitere Kind, maximal 2: 8,50 €)

Webseite: dinoparque.pt
Facebook: facebook.com/dinoparquelourinha/

Zugang
Mit Rollstühlen und geländetauglichen Kinderwägen könnt Ihr den ganzen Park bequem erkunden.

Speisen und Getränke
Es gibt mindestens ein Restaurant (Fastfood-Gerichte, 3 Tagesgerichte, von denen sogar eines vegetarisch sein sollte), saisonabhängig einen Imbiss und einige Getränke- und Snackautomaten. Die Picknickplätze sind allerdings auch außerordentlich einladend und es ist ausdrücklich erlaubt Speisen mit in den Park zu bringen, so dass ich Euch diese Option empfehlen würde.

Shop
Natürlich gibt es auch einen Shop mit allem, wovon kleine und große Dino-Freund*innen je geträumt haben.

Museum
Im nahen Lourinhã findet Ihr übrigens auch ein sehr sehenswertes kleines Museum mit zum Teil bemerkenswerten Exponaten zum Thema Dinosaurier, aber auch aus der Geschichte des Menschen bis zum heutigen Tag. Es verfügt übrigens auch über eine kleine VR-Attraktion.
museulourinha.org

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